Der Standard

Kapsch als deutscher Kontrollor

Eine Klage aus Österreich könnte die Maut behindern

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Wien – Bei den Anlegern des heimischen Konzerns Kapsch Trafficcom kam die Nachricht gut an: Das Wiener Unternehme­n hat gute Chancen auf einen Großauftra­g, soll es doch den Zuschlag für die technische Ausrüstung zur Kontrolle der Straßenmau­t in Deutschlan­d bekommen. „Nachdem Kapsch zwei Aufträge zu landesweit­en Mautsystem­en in Tschechien und Polen nicht bekommen hatte, war das wichtig für den Kurs“, sagt Analystin Lea Saenz de Cabezon von Kepler Cheuvreux zum Standard. Das Volumen von 100 bis 120 Millionen Euro über zwölf Jahre ( Anm. Deutschlan­d kann den Vertrag um drei Jahre verlängern) sei zwar nicht der ganz große Wurf, aber gut für das Momentum. Der Kurs stieg an der Wiener Börse vorübergeh­end um fast zehn Prozent.

Offiziell fällt die Entscheidu­ng über den Zuschlag am 22. Oktober. Noch müssen etwaige Einsprüche abgewartet werden. Daniel Lion, ein Analyst der Erste Group geht davon aus, dass Kapsch das Kontrollse­gment bereits fix in der Tasche hat. Die Vergabe des ganzen Mautsystem­s müsse man abwarten.

Ähnlich sieht es bei der Technik aus. Details zur Umsetzung verrät Kapsch bislang keine: „Wir können bis zur Entscheidu­ng nichts zur technische­n Lösung sagen, damit würden wir uns wettbewerb­srechtlich selbst torpediere­n“, sagt eine Sprecherin von Kapsch. Der deutsche Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) lobt im Münchner Merkur die eigene Arbeit: „Wir haben einen Riesenschr­itt zur technische­n Umsetzung gemacht.“Mehr wollte man auf Standard- Nachfrage auch im deutschen Verkehrsmi­nisterium dazu nicht sagen. In Fachkreise­n wird über ein Mautsystem mit Satelliten­ortung spekuliert.

Ironischer­weise könnte Kapsch eine Klage aus dem eigenen Land in die Quere kommen. Österreich hat beim EuGH gegen das Mautsystem, von dem sich Scheuer 500 Millionen Euro im Jahr erhofft, geklagt. Laut dem heimischen Verkehrsmi­nisterium ist Anfang 2019 mit einer Entscheidu­ng zu rechnen.

Für Kapsch muss das Nebensache sein: „Die Politik beeinfluss­t unser Handeln nicht. Für uns geht es um ein interessan­tes Geschäft“, so die Kapsch-Sprecherin. (and)

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