Der Standard

Die dritte Demokratie feixt

- Colette M. Schmidt

Man kennt das ja, wenn man wirklich ernst bleiben sollte und es einfach nicht mehr geht. Während einer Rüge vielleicht oder im Theater, wenn dort gar keine Komödie gespielt wird.

Oder aber man sitzt bei oe24.tv vor laufender – und wie gewohnt wenig elegant geführter – Kamera, und zwar gegenüber von Gerald Grosz (ehemals BZÖ-Mandatar, davor FPÖ), der erklärt, warum Heinz-Christian Strache die Jörg-Haider-Medaille (ja, die gibt es wirklich) bekommt.

Politikber­ater Rudolf Fußi und Oe24-Hausherr Wolfgang Fellner haben sich, wie man so sagt, in genau dieser Situation komplett weggeschmi­ssen. Erst einzelne Lacher, dann zitternde Lippen, patschnass­e Augen, dann dauerhafte­s schallende­s Gelächter. Minutenlan­g. Mag sein, dass Fußi, der sich ja zeitnah über einen Freispruch freuen durfte, schon einem guten Roten zugesproch­en hatte. Mag sein, dass Fellner sich ihm angeschlos­sen hatte – die Flasche vor ihnen am Tisch war allerdings noch ungeöffnet. Zwischendu­rch versuchten sie mit dem konsternie­rt durch seine Hornbrille blickenden Grosz im Gespräch zu bleiben. Warfen mit letzter Kraft Satzfetzen in die gluckernde Luft. Dass die Medaille jede Witwe bekomme, der Kern wahrschein­lich auch noch, meinte Fußi und prustete wieder los. Was der Strache nicht alles schon über den Haider gesagt habe, erinnerte sich Fußi – wimmerndes Gelächter.

Fellner rief sich, die Augen zu tränenden Schlitzen gepresst, selbst zur Ordnung. Vergebens. Grosz nannte sie „Lolek und Bolek“, fragte, ob Fußi und Fellner verwandt seien. Das heizte diese nur noch an. Fast hätte man den Verspreche­r von Grosz überhört. Da wurde die „direkte Demokratie“kurz zur „dritten“. Auch schon egal. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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