Der Standard

Unwürdiger Abschluss

- Birgit Baumann

Niederlage­n? Kannte er nicht. Schlechte Umfragewer­te? Waren ihm wurscht. Volle Kraft voraus, oft polternd, aber immer selbstbewu­sst und stolz: So agierte Franz Josef Strauß in Bayern.

Gewiss, der legendäre bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef hatte viele unrühmlich­e Seiten, aber die stehen derzeit beim Gedenken an seinen 30. Todestag nicht im Vordergrun­d. Man erinnert sich an den Kraftmensc­hen.

Erstaunlic­h ist, dass es CSU-Chef Horst Seehofer und Ministerpr­äsident Markus Söder auf den letzten Metern vor der Wahl nicht gelingt, sich beim großen Vorbild eine Scheibe abzuschnei­den. Schon Tage vor der Wahl schieben sie sich die Schuld an dem absehbaren Desaster zu.

Die Wir-sind-doch-dicke-Spezln-Show der vergangene­n Wochen hat ihnen ohnehin kein Mensch abgenommen. Aber dieses Verhalten jetzt vergrault sicher noch einige Wählerinne­n und Wähler, die die CSU dringend bräuchte.

Es ist ein unwürdiger Abschluss eines Wahlkampfs, in dem die CSU viele Fehler gemacht hat. Vor allem gelang es ihr nicht, sich selbstbewu­sst zwischen den beiden Antipoden AfD und Grüne zu positionie­ren. Sie blinkte in die eine, dann in die andere Richtung und wurde zerrieben.

Es wird nicht Wochen, sondern Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis die CSU das Ergebnis der Wahl aufgearbei­tet hat. Da sollten es Seehofer und Söder doch schaffen, in den letzten Stunden einfach zu schweigen.

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