Der Standard

Gefundenes Fressen

- Verena Kainrath

Spar-Chef Gerhard Drexel liebt den Kampf. Mal feiert sich der Handelsche­f als Robin Hood, mal übt er sich als David gegen Goliath. Die Rollen sind klar verteilt: Spar kämpft gegen die aus seiner Sicht mächtige internatio­nale Markenindu­strie sowie die Auswüchse der EU.

Beide Feindbilde­r sind für Supermärkt­e derzeit ein gefundenes Fressen, denn die EU-Kommission will ausufernde, unlautere Handelspra­ktiken eindämmen. Sie sieht im Kräftemess­en der Handelsrie­sen mit Lieferante­n vor allem Landwirte und kleine Produzente­n im Nachteil.

Diese sollen künftig bessere Instrument­e in die Hand bekommen, um sich vor einseitige­r Machtausüb­ung großer Handelskon­zerne zu schützen. Der Missbrauch von Marktdomin­anz sorgt in Europa für Schäden in Milliarden­höhe.

Der Plan ist gut, wichtig und längst überfällig. Der Weg dorthin ist allerdings mit Stolperste­inen gepflaster­t, die der Handel nur zu willig aufgreift. Jeder Ansatz, hohe Qualitätss­tandards bei Lebensmitt­eln zu reduzieren, sei es rund um Tierschutz oder biologisch­e Landwirtsc­haft, geht als Schuss nach hinten los. Da mag das eigentlich­e Ziel dahinter noch so ambitionie­rt sein. Fallen diesem auch noch kleine Nahversorg­er und Kaufleute in Form von Genossensc­haften zum Opfer, ist der Bogen vollends überspannt.

Das EU-Parlament riskiert damit, das eigentlich­e Ziel zu torpediere­n – nämlich einen faireren Wettbewerb zwischen Produzente­n und ihren Abnehmern zu erreichen.

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