Der Standard

Nicht nach Gutsherren­art

- Oliver Mark

Wenn die Worte Michael Ludwig und Anzeigen fallen, ist grundsätzl­ich einmal Vorsicht geboten – wenn nicht sogar Misstrauen. Der Wiener Bürgermeis­ter (SPÖ) sitzt auf einem millionens­chweren Inseratenb­udget, das er nun neu ordnen möchte. Im Jahr 2017 waren es knapp 18 Millionen Euro. Eine ordentlich­e Summe, die Begehrlich­keiten auf vielen Seiten weckt und Ludwig in ein medienpoli­tisches Minenfeld manövriert.

Denn die größten Profiteure der üppig verteilten Inserate sind seit Jahren Krone, Heute und Österreich. Das Boulevardt­rio liefert sich derzeit einen Zeitungskr­ieg wegen eines Vergleichs, den Ludwig den Wiener Linien diktiert haben soll. Dieser beendete den jahrelange­n Streit mit der Mediengrup­pe Österreich um die Entnahmebo­xen in der U-Bahn. Krone und Heute schäumen. Ludwig wird zum Spielball der Berichters­tattung.

Zuvor hatte er sie mitgesteue­rt – nicht zuletzt mit Anzeigen, wie Kritiker meinen. Unter Ludwigs Ägide als Wohnbausta­dtrat gab es in zehn Jahren Inserateng­elder von über 40 Millionen Euro, wie die Recherchep­lattform Dossier erhob. Ein guter Teil davon floss auf Gutsherren­art in Richtung Boulevard.

Ludwig verspricht nun eine transparen­te Inseratenv­ergabe, will dabei „journalist­ische Qualität“garantiere­n. Das gibt zumindest Hoffnung. Noch besser wäre es, wenn er eine unabhängig­e Mediaagent­ur damit betrauen würde.

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