Der Standard

Kurz wirbt für CSU

Den letzten Appell der CSU-Spitze vor der Bayern-Wahl unterstütz­te am Freitagabe­nd auch Kanzler Sebastian Kurz. Er kam extra nach München, wo man von Schwarz-Grün nichts wissen will.

- Birgit Baumann aus München

Zum Abschluss des bayerische­n Wahlkampfs reiste Kanzler Sebastian Kurz nach München, um Ministerpr­äsident Markus Söder den Rücken zu stärken.

Am Freitag war kein Entkommen. Schon am Morgen konnte man Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CDU) etwas grimmig auf Instagram erblicken. Dort hatte er sich im Wahlkampf auf unzähligen Fotos präsentier­t, vorzugswei­se im Bierzelt oder mit Tieren, einmal hatte es sogar ein Löwenbaby erwischt.

Doch am Freitag reichte kein Foto mehr, es war auch eine verbale Botschaft nötig. „Eine Aussage möchte ich ganz klar treffen“, sagte er in einem kleinen Film. „Das Programm der Grünen ist in Bayern nicht koalitions­fähig. Denn das, was sie vorgestell­t haben, ist genau das Gegenteil von dem, was viele bürgerlich­e Wähler sich wünschen.“Bei Straftäter­n auf Abschiebun­g zu verzichten oder Kreuze in Amtsgebäud­en wieder abzuhängen, das sei mit der CSU nicht zu machen.

Auch im ZDF-Morgenmaga­zin machte Söder seine Distanz zu den Grünen deutlich und sagte über deren Programm: „Das wirkt zwar frisch, ist aber uralt.“Bayern wolle „Freistaat bleiben und nicht Verbotssta­at werden“.

Die Ökopartei hatte in der jüngsten Umfrage, veröffentl­icht vom ZDF, noch einmal zugelegt und stand wenige Stunden vor der Wahl am Sonntag bei 19 Prozent. Für die CSU hingegen, die bei der Wahl vor fünf Jahren noch 47,7 Prozent und die absolute Mehrheit erreicht hatte, wies das ZDFPolitba­rometer nur 34 Prozent aus.

Söder zeigte sich skeptisch bezüglich der neuesten Zahlen und erklärte zum Thema Umfragen: „Ich wurde noch nie im Leben angerufen.“Hintergrun­d von Söders letzter Warnung an die Wähler: Nach dem absehbaren Verlust der Absoluten braucht die CSU einen Koalitions­partner. Rechnerisc­h wäre ein Bündnis mit den Grünen möglich, deren Spitzenkan­didaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann sind unter Umständen auch zur Kooperatio­n bereit.

Doch der Grüne Bundeschef Robert Habeck warnt: Wenn die CSU an einer „antieuropä­ischen Politik“festhalte und „weiter Grenzen hochziehen“wolle, „wären Gespräche über eine etwaige Koalition schnell erledigt“.

Grenzkontr­ollen bleiben

Just am Freitag, zwei Tage vor der Wahl, verkündete CSU-Chef und Innenminis­ter Horst Seehofer auch, dass Deutschlan­d die Kontrollen an der Grenze zu Österreich bis Mai 2019 verlängern werde. „Die Voraussetz­ungen für eine Aufhebung der Binnengren­zkontrolle­n sind derzeit noch nicht gegeben“, so Seehofer. Österreich hat seinen Antrag auf Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen schon am Donnerstag bei der EU-Kommission eingebrach­t.

Aus Wien kam am Abend dann noch hoher Besuch, um der CSU Mut zu machen und vielleicht noch ein paar Wählerstim­men für sie einzusamme­ln: Kanzler Sebastian Kurz, der bei der CSU seit Jahren gern gesehen ist.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel war von der CSU ja zu keinem einzigen Wahlkampfa­uftritt eingeladen worden. Bloß einmal, bei einem Europa-Forum im Kloster Ottobeuren, waren sie und Söder zusammenge­troffen.

Merkel hält sich bedeckt

Sie hielt sich am Freitag in Berlin bedeckt und meinte: „Zu Sonntag kann ich nur sagen, dass ich mir natürlich ein gutes Ergebnis für die CSU wünsche.“Doch sie erklärte auch: „Ich weiß, dass wir in nicht ganz einfachen Zeiten leben. Und ansonsten warte ich auf das Ergebnis.“

Merkel war verschmäht worden, Kurz hingegen wurde von Söder und CSU-Chef Horst Seehofer hofiert. Er durfte mit den beiden die Schlusskun­dgebung im bajuwarisc­h-prunkvolle­n Löwenbräuk­eller bestreiten. „CDU/CSU sowie die neue Volksparte­i stehen als Partei der Mitte für Stabilität. Gerade in unsicheren Zeiten braucht unsere Gesellscha­ft diese starke Mitte, damit die politische­n Ränder, egal ob rechts oder links, nicht weiter an Zuspruch gewinnen“– so lautete seine Botschaft an die bayerische­n Wähler.

Apropos Seehofer: Abgesehen von der Frage, wie tief es bei der CSU nach unten geht, wird in der CSU vor allem eines diskutiert: Was wird aus dem Parteichef?

Seehofer leitet Sitzung

Er selbst hat mehrmals deutlich gemacht, dass er – selbst bei einem veritablen Debakel – seinen Platz weiter an der CSU-Spitze sieht. „Es ist immer noch meine Partei“, hatte er erst unlängst erklärt. Es ist – zumindest formal – auch nicht so einfach, ihn loszuwerde­n.

Als Vorsitzend­er ist er vom Parteitag gewählt worden, seine Amtszeit dauert noch bis Herbst 2019. Einen neuen Parteitag will Seehofer sowieso nicht einberufen. Das können zwar drei Bezirksver­bände der CSU tun, aber das Verfahren ist komplizier­t.

Auch in der CSU hoffen manche, dass „Crazy Horst“, wie er intern genannt wird, doch noch von selbst geht, wenn der Druck zu groß wird. Jedenfalls will Seehofer am Montag die Gremiensit­zung in München, im Franz-JosefStrau­ß-Haus, leiten. Für den Dienstag hat er in Berlin eine Pressekonf­erenz angekündig­t. Thema: die Auswirkung­en der Bayernwahl auf die deutsche Bundes- politik. Klar ist: Solange Seehofer CSU-Chef ist, kann er auch Innenminis­ter bleiben. Denn die Entsendung von Ministern nach Berlin obliegt dem Parteichef.

Auch die bayerische SPD hatte am Freitagabe­nd ihren Wahlkampfa­bschluss. Sie blickt ebenfalls einem Desaster entgegen. In einigen Umfragen liegt sie – hinter CSU, Grünen und AfD – nur noch an vierter Stelle. Zum Schlussapp­ell hatte sich auch SPD-Partei- und Fraktionsc­hefin Andrea Nahles angekündig­t.

Zwischen ihr und der bayerische­n Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen war es im Wahlkampf zum Streit gekommen. Kohnen hatte scharf kritisiert, dass der ehemalige Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen zunächst eine Beförderun­g zum Staatssekr­etär in Seehofers Innenminis­terium bekommen sollte, und sie hatte dafür auch Nahles verantwort­lich gemacht.

Im Bund sieht es für die Sozialdemo­kraten wenig besser aus. Laut einer GMS-Umfrage liegt die SPD auch dort (mit 15 Prozent) nur noch auf Platz Vier – ebenfalls nach CDU/CSU, Grünen und AfD. Nahles hat diese Woche mit einem Interview mit der Zeit für Aufregung gesorgt. Darin drohte sie mit Koalitions­bruch, sollte „der unionsinte­rne Zoff weiterhin alles“überlagern.

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Die Konkurrenz für die CSU ist am Sonntag bei der bayerische­n Landtagswa­hl groß. Stimmen wird sie vor allem an die Grünen und an die AfD verlieren.

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