Österreich spricht
Die Standard- Leser Lena Bauer und Florian Teufel haben es bereits getan, tausende andere Gesprächspaare tun es an diesem Wochenende: diskutieren, argumentieren, streiten – und dem anderen zuhören. So spricht Österreich.
Die Gesellschaft driftet auseinander. Doch solange Menschen miteinander sprechen, gibt es eine Chance auf ein Miteinander.
der STANDARD lud deshalb für das Projekt „Österreich spricht“in den vergangenen neun Wochen Menschen in ganz Österreich zur größten Diskussion des Landes ein. Ziel war es, Personen zu einem persönlichen Vieraugengespräch zusammenzubringen, die nahe beieinander wohnen, aber möglichst unterschiedlicher Meinung sind.
Von den 10.000 Anmeldungen ließen sich in Summe mehr als 3800 Gesprächspaare vermitteln. Am heutigen Samstag um 15 Uhr treffen sich nun im ganzen Land tausende Menschen zum politischen Zwiegespräch. Und zu debattieren gibt es viel, was sich bereits während der Anmeldephase zeigte.
Starke Gegensätze
Die Teilnehmer mussten zur Registrierung sieben polarisierende Ja/Nein-Fragen beantworten. Etwa „Leistet die Regierung gute Arbeit für die Zukunft des Landes?“oder „Sollte Rauchen in Lokalen verboten sein?“. Im Durchschnitt sind die per Algorithmus gematchten Gesprächspaare bei drei Fragen unterschiedlicher Ansicht.
Im Detail zeigen sich beträchtliche demografische Unterschiede. Bei der Frage, ob Mütter Ihre Karriere für die Kindererziehung hintanstellen müssen, liegen beispielsweise Frauen unter 30 Jahren und Frauen über 65 Jahre, die in Großstädten wohnen, am weitesten auseinander. Die Frage „Ist der Islam mit den europäischen Werten vereinbar?“beantworteten Männer über 65 Jahre, die nicht in Großstädten leben, mehrheitlich mit „Nein“, Frauen aus Großstädten unter 30 Jahren überwiegend mit „Ja“. Zwischen Männern und Frauen generell polarisiert der EU-Grenzschutz am stärksten, wie die Einzelauswertung verdeutlicht (siehe unten).
Während die Altersverteilung innerhalb der 3800 Gesprächs- paare weitgehend ausgeglichen ist (49,47 Prozent sind jünger als 40, 50,53 Prozent älter), überwiegt der Männeranteil mit 68,6 Prozent deutlich. Ein Phänomen, das sich bei online initiierten Interaktionen immer wieder zeigt.
Schüler bis Pensionisten
Keine Überraschung gibt es bei der Herkunft der Teilnehmer. Wien führt hier vor Graz und Innsbruck. Die beruflichen Hintergründe variieren wiederum stark. So meldeten sich in Summe 1088 Studenten und 803 Pensionisten an. Bei den Einzelnennungen führen Lehrer (366) vor Arbeitern (230), Informatikern (185), Unternehmensberatern (129) und Ärz- ten (118). Weiters meldeten sich unter anderen 238 künstlerisch Tätige an – etwa Schauspieler, Fotografen, Filmschaffende, Musiker und Maler. Elf Politiker, zehn Privatiers, sieben Lokführer, sechs Soldaten und Piloten sowie vier Bürgermeister und ein Barista machen ebenfalls mit.
Wie einige der tausenden Debatten verlaufen sind, lesen Sie in den kommenden Tagen online und in der Zeitung in Form von Reportagen und User-Berichten. Zum Auftakt hat der STANDARD bereits im Vorfeld sehr unterschiedliche Paare begleitet. Zudem finden Sie auf den folgenden Seiten Tipps und Fakten für konstruktive Diskussionen.