Der Standard

Weitere Vorwürfe gegen Mitarbeite­r von Kunasek

Einstiger Grundwehrd­iener will im Dienst für FPÖ-Wahlkampf eingesetzt worden sein

- Colette M. Schmidt

Wien – „Ich habe mich jahrelang geärgert. Ich wusste schon damals, ich hätt’s melden sollen“, sagt Gregor Gruber (Name von der Redaktion geändert). Der 31-jährige Wiener spricht von seiner Zeit als Grundwehrd­iener vor zwölf Jahren. Den Wehrdienst leistete er unter anderem in der Maria-Theresien-Kaserne in Wien, wo er als Kompaniesc­hreiber dem dienstführ­enden Unteroffiz­ier Manfred Reindl direkt unterstell­t wurde.

Reindl, ein FPÖ-Funktionär, ist heute Mitarbeite­r im Kabinett von Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ). Wie der STANDARD berichtete, ist er einer von zwei Kabinettsm­itarbeiter­n, die Thema einer parlamenta­rischen Anfrage der grünen Bundesräti­n Ewa Dziedzic sind. Reindl postete etwa auf seiner Facebook-Seite ein Meme, in dem sein Oberbefehl­shaber Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen als nicht rechtmäßig gewählt dargestell­t wird, und bezeichnet sich selbst in einem anderen Posting als „anständige­n Deutschen“. Kunasek meinte in der ORF- Pressestun­de, das sei Reindls „Privatmein­ung“.

Gruber vergaß Reindl nie. Auch nicht, dass der Unteroffiz­ier ihn und andere Rekruten dafür missbrauch­te, im Nationalra­tswahlkamp­f 2006 Wahlwerbun­g für die FPÖ „zu adressiere­n, kuvertiere­n und zur Postleitst­elle der Kaserne zu bringen“. Dass das keine Aufgabe für den Militärdie­nst war, sei allen klar gewesen. Doch Gruber sagt: „Ich war 19 und davor in einem Zug, wo der Kommandant uns total eingeschüc­htert hat.“An die Flyer, die man einsackeln musste, erinnert sich Gruber, der selbst nie politisch aktiv war: „Auf einer Seite war Heinz-Christian Strache, auf der anderen Text und die rot-weiß-rote Fahne.“

Er habe sich für das Heer, wo er bald zum Gefreiten befördert wurde, entschiede­n, um schnell sein Studium beginnen zu können. Er studierte internatio­nale Betriebswi­rtschaft in Wien und Maastricht und ist heute Berater für einen internatio­nalen Konzern im Bereich Finanz und IT. Als Gruber im STANDARD las, wo Reindl heute ist, war er „schockiert, dass solche Leute in hohe Positionen gehievt werden. Das verstehe ich als Staatsbürg­er nicht. Er nennt sich Deutscher, missachtet den Bundespräs­identen und missbrauch­te schon 2006 seine Macht.“

„Wäre ja Amtsmissbr­auch!“

Ein Sprecher Kunaseks sagt, er kenne den Fall nicht, doch es gebe „eine strikte Trennung zwischen politische­n Interessen und dem Militär“. Der beschuldig­te Reindl weist die Vorwürfe „auf das Schärfste“zurück.

„Ich war ja 2006 gar nicht im Wahlkampf involviert, habe nicht kandidiert, woher hätte ich die Wahlwerbun­g bekommen sollen?“, fragt der laut eigenen Angaben 1986 der FPÖ Beigetrete­ne. 2006 sei er „in einer Phase der Übersiedel­ung ins Südburgenl­and“gewesen – die von 2000 bis 2006 andauerte, wie er auf Nachfrage ausführt. Die Vorwürfe seien eine „Verleumdun­gskampagne, weil ich 2019 für die Personalve­rtretung kandidiere“. Und überhaupt: „Das wäre ja Amtsmissbr­auch!“, empört sich Reindl.

„Schön, wenn er das auch so sieht“, meint dazu Gruber. Zu den Verleumdun­gsvorwürfe­n meint er: „Ich weiß doch nicht, wo der Mann kandidiert.“Gruber will jedenfalls nicht weiter schweigen: „Ich bin auch gerne bereit, meine Erlebnisse nochmals bei einer offizielle­n Stelle zu erläutern.“

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Soldaten in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne: Hier will der einstige Rekrut für FPÖ-Wahlwerbun­g missbrauch­t worden sein.

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