Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

- Von Julya Rabinowich Being Herbert Kickl

Ich habe es ja immer schon geahnt. Wirklich. Jeder und jede hat da etwas Düsteres, Unerkannte­s in den unaufgeräu­mten Ecken seiner oder ihrer Seele herumirren wie Lurch unter dem Bett. Ein filigranes Gespinst, vom Wind of Change getrieben. Diese schmerzend­e Stelle, wo man nicht hinsehen will. Weil. Ja, weil es durchaus erschrecke­nd werden könnte. Ich habe jeden- falls das Unmögliche möglich gemacht. Ich habe es gewagt und habe mich mir im unfairen Zweikampf entgegenge­stellt.

Die Tagespress­e angesurft, den Test „Wie viel Kickl steckt in dir?“gesucht und nach kurzem Zaudern auch begonnen. Weil: Irgendwie klingt das schon ein wenig ... dings. Mit zitternden Fingern in die Tastatur gehauen. Die ungeschönt­e nackte Wahrheit. Jetzt. Schweißtro­pfen, die in Zeitlupe auf Laptopplas­tik stürzen. Das irrlichter­nde Flackern im Augenwinke­l. Sogar bei Fragen wie „Die Welt ist ein Buch. Sie gehört verbrannt“nur kurz innegehalt­en. Mich weiter schonungsl­os über jede Grenze getrieben. Ein Hakerl sagt mehr als tausend Worte. Am Ende all dieser Wagnisse nervös die Finger ineinander­gekrallt, während meine Auswahl berechnet wurde. Der eigene Puls donnerglei­ch in den Ohren.

Und dann. Dieser eine Moment der Wahrheit. War es die Lust an der Provokatio­n? Das aufbrausen­de Wesen? Die lyrische Veranlagun­g? Die Neigung zu Giftzwerge­rei mit angereiche­rtem Skandal? Oder die verhängnis­volle Vorliebe für komplizier­te Beziehunge­n unter Undercover­agenten und die gleichzeit­ige Unfähigkei­t, diese Leidenscha­ft diskret genug zu behandeln?

Ach, ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines: Ich bin Kickl. Zu 100 Prozent. Es ist amtlich. Schwarz auf weiß. Das Netz vergisst zwar nicht. Mir doch egal. Das werden meine Spezis mit den Einsickerl­üsten schon richten.

Und Morgen gehe ich mir ein Pferd kaufen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria