Der Partyschreck
Mit der österreichischen Equipe war bei der Olympiade in Batumi nicht zu spaßen. Das Team zeigte nach langer Zeit wieder kräftig auf und spielte dieses Jahr ganz vorn mit. Von ruf & ehn
Es ist die größte Party, die das Schachspiel zu bieten hat. Die Eröffnung der Schacholympiade ist laut, bunt und fröhlich. Schachspieler und Schachspielerinnen aus aller Welt treffen zusammen, und weil die Georgier traditionell zu feiern wissen, war das Fest in der Hafenstadt Batumi am Schwarzen Meer noch lauter, bunter und fröhlicher als sonst.
Auch das Turnier selbst ist ein großes Fest. Nationalteams aus aller Welt spielen in lockerer Stimmung mit, nicht alle um die Medaillen, sondern die meisten tatsächlich, um dabei zu sein und die große Zusammenkunft zu genießen. In Batumi waren fast 150 Nationen vertreten, Amateure wie Profis.
Seit 1924 wird das Riesenturnier alle zwei Jahre ausgetragen. Österreich spielte auf den Olympiadefesten zumeist eine kleine Nebenrolle, ein unscheinbarer, kaum bemerkter Gast. Nicht so heuer. Österreich mit Markus Ragger am Spitzenbrett belegte nach elf Runden den hervorragenden 14. Rang, mit acht Siegen und nur drei Niederlagen am Konto, vor Aserbaidschan und punktgleich mit Riesen wie Armenien. Geschlagen wurden unter anderem Schweden, Norwegen, Japan und die Slowakei, nur gegen die übermächtigen Teams aus Indien, Weißrussland und Kroatien mussten die Unsrigen die Segel streichen. Es gewann am Ende China nach einer hauchdünnen, alchimistischen Entscheidung am grünen Tisch vor dem fast wertungsgleichen Team der USA und Russlands. Auch bei den Frauen siegte China, hier vor der Ukraine und Georgien. Das österreichische Frauenteam blieb mit dem 40. Rang in etwa im Rahmen der Erwartungen.
In der achten Runde holte Valentin Dragnev gegen Tiger Hillarp Persson am zweiten Brett einen wichtigen Punkt. Der 19-jährige Wiener nahm den schwedischen Taktikkünstler entschlossen an die positionelle Leine, eine ultracoole Leistung.
Dragnev – Hillarp Persson Batumi 2018
Natürlich Königsindisch – Tiger Hillarp Persson gilt als größter Spezialist für alle schwarzen Fianchettosysteme. Im Geiste der modernen Verteidigung: Persson bereitet den Vorstoß b7-b5 vor. Hauptfortsetzung ist 6… e5 7.d5 c6.
Plant schon das Bauernopfer im nächsten Zug. Die Zeichen stehen auf Sturm. Einem Plan von Alexander Moiseenko folgend. Überscharf. Als solid gilt 9... Se8 wonach 10.f4 oder 10.h4 folgen kann. Nichts bringt 10.exf6 bxc3 11.Dxc3 Sxf6. Weiß pocht auf seinen Raumvorteil. Opfert erneut den b-Bauern. Auch 12.Dxb4 Sc6 13.Da3 Tb8 ist gut möglich, kaum aber 13... dxe5?! 14.dxe5 Ld7 15.f4.
Auf 12... a5 folgt 13.h4.
Hat Schwarz hat genug Gegenspiel für den Bauern?
Auch 16... d5 17.Le2 Lf5 18.Td2 stört Weiß nicht weiter. nehmer 18.h4. war Unange18.d5 oder
Zweifache Stellungswiederholung und ein stilles Remisangebot,
das Dragnev zurecht ablehnt, denn er steht deutlich besser. Allerdings konnte er hier schärfer mit 22.f5! fortsetzen.
Der strebt nach e3, doch nach dem frechen 24.Dxa5 oder 24.cxd6 exd6 25.Se4 hat Weiß klaren Vorteil.
Stärker war 24... Lg4 mit der Drohung Lf3. Wieder war 25.cxd6 exd6 26.Se4 Sb6 27.Lb3 stärker.
Strebt nach weiteren Verwicklungen anstatt mit 25... Sxe3 26.Lxe3 Dc7 27.cxd6 exd6 28.Te1 Verein- fachungen zu suchen. Und hier hält 26... cxd5 27.Le2 Dd7 den weißen Vorteil in Grenzen.
Oder 27... Sxd5 28.Sxd5 cxd5 29.cxd6 exd6 30.Dxd6 Dxd6 31.exd6 Td8 32.Tc2 mit großem weißen Vorteil im Endspiel.
Plötzlich droht a3 und der c-Bauer droht vorzugehen. Praktische Chancen bot 28... Db8 29.a3 Tc8 30.axb4?! axb4.
Mit der guten Absicht, den Springer auf d6 einzunisten, doch am einfachsten war 30.a3 nebst 31.c6.
So erreicht der Springer schließlich doch d6. Das listige 30... Sd3! 31.Txd3 Tb4 32.Dc6 Txe4 hätte das Ende noch weit hinausgezögert.
Schwarz reißt der Geduldsfaden und er versucht sich mit Brachialgewalt zu befreien. Mit vorsichtigem Spiel, z.B. 32... Da6, hatte er immer noch Verteidigungschancen. Rettet den Turm und deckt den Bc5. Jetzt war guter Rat schon teuer, da Weiß gleich den Bd4 abholt.
Die plumpe Falle 34... Sxa2 35.Kxa2?? Ta8 wird mit 35.Dxc7 Sxc1 36.Kxc1 widerlegt.
Auch 37... Lf8 38.Ka1 nebst a3 hilft nicht mehr. Weiß lässt nichts mehr anbrennen und geht den sichersten Weg.
Und Schwarz hatte genug des grausamen Spiels. Eine beeindruckende Positionspartie! 1–0
Td2.3. Kxc2 Dc2+2.
Kb2 Dh7!!1. Vorwoche):( 2851 Lösungen: