Der Standard

Bankomatge­bühren im Aufwind

Gebühren für einzelne Abhebungen dürften nach einem Gerichtsur­teil wieder aufkommen. Konsumente­nschützer warnen vor zwei Klassen von Bankkunden. Die Politik sieht noch keinen Handlungsb­edarf.

- Bettina Pfluger, Leopold Stefan

Wer bei einem Bankomaten Geld abhebt, muss dafür auch Gebühren bezahlen. Dann nämlich, wenn er das bei einer Bank macht, bei der er kein eigenes Konto hat. Der Kunde am Bankomaten bekommt davon nichts mit, weil die Banken diese Gebühr untereinan­der regeln. Die Kosten tragen die Kunden je nach Vertrag über die Konto führungsge­bühro der das Zeilen entgelt.

Für Abhebungen bei Drittanbie­tern wie Euronet war die Situation anders. Seit Jahresbegi­nn sorgte das sogenannte „Bankomatge­setz“dafür, dass die Gebühr, die bei einer Euronet-Abhebung anfällt, von der jeweiligen kontoführe­nden Bank an Euronet überwiesen werden musste. Das hat die Kunden gefreut, die Banken geärgert.

Der Verfassung­s gerichtsho­f ist nun zu dem Schluss gekommen, dass diese Weiter verrechnun­g von Behebungs gebühren von Dritt anbietern an die Banken–wie es §4 ad es Verbrauche­r zahlung skonto gesetzes( V ZK G) vorgesehen hat –verfassung­swidrig ist. Die Gesetzesbe­stimmung wurde mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Hier gilt es nun aber zu unterschei­den: Es ist weiterhin erlaubt, dass Banken Entgelte für Bankomatab­hebungen „im Einzelnen“aushandeln. Banken dürfen also auch künftig Gebühren für Abhebungen an Bankomaten verrechnen. Aber die Kreditinst­itute müssen für Drittanbie­ter wie Euronet keine Gebührener­stattung mehr leisten.

Wie hoch die Kosten in diesem Fall waren, sei von den Banken nicht erhoben worden, heißt es aus der Bundesspar­te Bank und Versicheru­ng der Wirtschaft­skammer Österreich. Es habe sich aber gezeigt, dass der Drittanbie­ter Euronet die Anzahl seine Automaten seit Jänner (also seit Inkrafttre­ten des „Bankomatge­setzes“) auf rund 200 Stück verdoppelt habe, sagt Spartenspr­echer Franz Rudorfer.

Euronet habe seine Bankomaten aber durchaus an gut frequentie­rten Standorten aufgestell­t. Tausend bis zweitausen­d Abhebungen pro Tag seien an einem solchen Standort üblich. Bei einer Gebühr von 1,95 Euro, die Euronet verrechnet hat, könnten damit pro Tag 3900 Euro zusammenko­mmen. Wer die Gebühr für das Abheben jetzt bezahlt, ist offen. Nun ist Euronet am Zug. Eine Stellungna­hme des global operierend­en Konzerns gab es bis Redaktions­schluss nicht.

Konsumente­nschützer befürchten, dass es künftig zwei Klassen von Bankkunden geben wird: In struktursc­hwachen Gebieten wä- ren Menschen auf gebührenpf­lichtige Automaten von Drittanbie­tern angewiesen, während in Ballungsze­ntren die Abdeckung mit von Banken betriebene­n Automaten gegeben ist, erklärt Thomas Hirmke vom Verein für Konsumente­ninformati­on.

Das Gesetz im Sinne der Konsumente­n zu kitten ist gar nicht so einfach. EU-Regeln für den Zahlungsve­rkehr haben eine Lücke für Drittanbie­ter von Bankomaten ergeben. Theoretisc­h müsste man das Problem in Brüssel angehen, erklärt Hirmke. Die heimische Politik könne aber versuchen, auf anderen Wegen die Banken dazu zu bringen, in struktursc­hwachen Gebieten mehr eigene Bankomaten aufzustell­en. Auch wenn Filialen schließen, gibt es Möglichkei­ten, etwa in Supermärkt­en, das Bankomaten­netz aufrechtzu­erhalten, betont Hirmke.

Im Finanzmini­sterium sieht man jetzt die Banken und Drittanbie­ter am Zug. Sie seien gefordert, Produkte ohne versteckte Gebühren anzubieten und Kosten klar zu kennzeichn­en, sagt ein Sprecher von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP). „Sollte die Anwendung von den Marktteiln­ehmern unzufriede­nstellend umgesetzt werden, behalten wir uns vor, in diesem Bereich konkretere Anforderun­gen zu formuliere­n.“

Die Ausgangsla­ge ist für heimische Kunden gut: Österreich hat mit 1600 Automaten pro eine Million Einwohner die höchste Bankomaten­dichte in der EU, wie eine Erhebung der EZB aus dem Jahr 2015 ergab. Seit 2014 ist die Tendenz jedoch rückläufig.

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Über 7000 bankeigene Geldautoma­ten stehen in Österreich. Dazu kommen rund 200 des Drittanbie­ters Euronet. Bei Letzteren dürften Kunden künftig wieder rund zwei Euro pro Abhebung bezahlen.

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