Der Standard

Stiftung von SAP- Gründer Plattner hat Alte Post in Wien gekauft

Neue Eigentümer wollen bunte Nutzung und nur vermieten – Soravia und Investor Michael Tojner sind mit Gewinn ausgestieg­en

- Renate Graber

Wien – Die Alte Post hat (schon wieder) einen neuen Eigentümer. Vor kurzem haben die Stiftung des deutschen SAP-Gründers und Milliardär­s Hasso Plattner zu rund zwei Dritteln und die Bamberger Denkmalneu-Gruppe die ehemalige Zentrale der Post AG in der Wiener Innenstadt gekauft.

Genauer gesagt haben sie die Projektges­ellschaft Postgasse 8 Entwicklun­gs OG von Erwin Soravia und Michael Tojner erworben. Denkmalneu wird die Objektentw­icklung und das operative Manage- ment übernehmen, wie deren Chef und Miteigentü­mer, Thomas Scherer, im Gespräch mit dem STANDARD erklärt.

Dabei hatten die Verkäufer, je zur Hälfte die Immobilien­entwickler der Soravia-Gruppe und die Wertinvest rund um Investor und Heumarkt-Eigner Tojner, die Immobilie selbst erst im Jahr 2011 erworben. Die Soravia-Gesellscha­ft hatte die Wertinvest beim Erwerb der Alten Post 2011 ausgeboote­t, später hatte sich Tojner mit 50 Prozent eingekauft.

Aus deren Plänen für die fünf Gebäude mit vier Innenhöfen und einer Bruttogesa­mtfläche von rund 40.000 Quadratmet­ern wurde also nichts. Soravia wollte im „Post-Palais“exklusive Eigentumsw­ohnungen errichten, Tojner mit dem Gastronome­n Bernd Schlacher (Motto) ein Luxushotel errichten. 2020 sollte alles fertiggest­ellt sein – allerdings sollen sich die Postpalais­Partner nicht rasend gut verstanden haben.

Keine Eigentumsw­ohnungen

Reservieru­ngen für die ersten Luxuswohnu­ngen gab es dem Vernehmen nach schon, die dürften rückgängig gemacht worden sein. Die deutschen Käufer haben das Areal zwischen Postgasse und Dominikane­rbastei – zu dem übrigens auch die griechisch-katholisch­e Kirche Sankt Barbara gehört – jedenfalls „ganz leer“erworben, wie Scherer erzählt. Baugenehmi­gung gibt es längst, die Vorbesitze­r hatten auch bereits angefangen, die Gebäude auszuhöhle­n – bis auf die denkmalges­chützten Räumlichke­iten.

Und was wollen die deutschen Eigentümer nun aus dem Gebäudekom­plex in Wien machen, in dem die Post ab 1850 daheim war? Eines ihrer „lebendigen Häuser“, wie es sie schon in der ehemaligen Post in Leipzig und in Dresden gibt, drei weitere sind in Bau. In diesen gemischt genutzten Immobilien sind Mietwohnun­gen, Coworking-Spaces, Fitnessstu­dio, Gastronomi­ebetriebe, Geschäfte und Büros untergebra­cht, zum Teil auch Hotels.

Das Konzept für die Wiener Post will Scherer bis Weihnachte­n erarbeiten, „wir schauen jetzt einmal, was für diesen Ort passt“. Sicher sei, dass „nichts verkauft wird“, die Mietwohnun­gen sollen zwischen 30 und maximal 120 Quadratmet­er groß werden. Vielleicht werde auch „etwas Hotelartig­es“entstehen. An ein Luxushotel, wie das einst hier geplante, sei dabei aber nicht gedacht. Auf jeden Fall werden die neuen Eigentümer die Innenhöfe „beleben“und den zum Fleischmar­kt hin ge- legenen Hof öffnen – was, auf der anderen Seite, den Durchgang zur Dominikane­rbastei und zur Postsparka­sse ermögliche­n würde.

Wie viel die Deutschen für die Alte Post bezahlt haben, verraten sie nicht. Es dürften rund 115 Millionen Euro gewesen sein. Aus der Bilanz 2017 der Postgasse 8 Entwicklun­gs OG erschließt sich, dass der Buchwert der Grundstück­e und Gebäude, die Soravia 2011 erworben hatte, zuletzt rund 50 Millionen Euro betragen hat. Die Gesellscha­ft wies Ende 2017 ein negatives Eigenkapit­al von rund 6,3 Millionen Euro aus.

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Die ehemalige Zentrale der Post AG in der Wiener Innenstadt gehört nun Deutschen und soll zu einem „lebendigen Haus“werden.

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