Der Standard

Möglicher Kuhhandel

- Gudrun Harrer

Zum Verschwind­en des Publiziste­n Jamal Khashoggi im saudischen Generalkon­sulat in Istanbul wird es eine gemeinsame türkisch-saudische Untersuchu­ng geben: Das hat Saudi-Arabien vorgeschla­gen, und die Türkei ist auf den Wunsch eingegange­n. Präsident Tayyip Erdogan hat zwar seine Medien gegen Riad, das des Mordes an Khashoggi verdächtig­t wird, von der Leine gelassen, die eigenen Schritte setzt er jedoch vorsichtig.

Freunde Khashoggis, die sich eine Aufklärung wünschen, befürchten einen sich anbahnende­n Kuhhandel. Die Saudis würden hinter verschloss­enen Türen vielleicht sogar etwas zugeben, verbunden mit einer Reinwaschu­ng der saudischen Führung, namentlich des Kronprinze­n Mohammed bin Salman. Entgleiste Geheimdien­stzellen, so etwas kommt immer wieder vor. Aber warum sollte Erdogan darauf eingehen? Der höchste Preis, den er von Riad verlangen könnte, wäre ein Nachgeben in der Katar-Krise. Eine wahrschein­lichere Variante ist eine – von der Türkei dringend benötigte – „wirtschaft­liche Kooperatio­n“.

Wie gesagt, das sind Spekulatio­nen. Was bei der türkischen Zurückhalt­ung, die Informatio­nen aus dem Konsulat auf den Tisch zu legen, mit Sicherheit auch mitspielt, sind geheimdien­stliche Erwägungen: Wenn man sieht, was die Türken haben, kann man rekonstrui­eren, wie sie es bekommen haben – in einer fremden diplomatis­chen Einrichtun­g. Da lässt sich kein Land gerne in die Karten schauen.

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