Der Standard

Österreich­ische Lösung

- Sandra Nigischer

Nach einem letzten Aufbäumen gibt sich die Regierung kleinlaut geschlagen: ÖVP wie FPÖ akzeptiere­n nun doch die Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofs, gleichgesc­hlechtlich­en Paaren das Recht auf Ehe zuzugesteh­en. Denn die Opposition war nicht dafür zu haben, die Hetero-Ehe zu privilegie­ren – und damit Diskrimini­erung in der Verfassung zu verankern.

Dass die Gleichstel­lung in Österreich letztlich das Höchstgeri­cht ermöglicht und nicht wie in anderen Staaten die Politik, hat Folgen: Mit der eingetrage­nen Partnersch­aft, die seit 2010 möglich ist, und der Ehe existieren nun zwei Rechtsinst­itute, die sich nur geringfügi­g voneinande­r unterschei­den und die es in ihrer Doppelung wohl so nicht mehr brauchen wird.

Gesiegt hat in der jahrelange­n Debatte über die Gleichbeha­ndlung Homosexuel­ler nicht die Vernunft, sondern – typisch österreich­isch – wieder einmal das politisch Machbare. Eine Chance könnte sein, die eingetrage­ne Partnersch­aft künftig stärker von der Ehe zu differenzi­eren und so unterschie­dlichen Entwürfen von Partnersch­aften gerecht zu werden. Nicht jedes Paar braucht große Feste und Schwüre, könnte aber von rechtliche­n Absicherun­gen etwa bei Todesfälle­n oder beim Kindesunte­rhalt profitiere­n.

Darüber hinaus zeigt die jahrelange Blockade noch etwas Gravierend­eres: wie sehr Minderheit­en noch immer um Gleichstel­lung und Anerkennun­g kämpfen müssen.

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