Der Standard

Robin Hood ausgebrems­t

- Andreas Schnauder

Wenn von der Bankomatge­bühr die Rede ist, geraten die Österreich­er gern in Rage. Eine Dienstleis­tung, die auch noch etwas kostet? Unerhört! Die von Konsumente­nschützern erzeugte Antispesen­stimmung wurde in Wahlkampfz­eiten des Vorjahrs von NochSozial­minister Alois Stöger geschickt genutzt. Der schon im Vorfeld als Robin Hood der kleinen Bankkunden aufgetrete­ne Rote mobilisier­te eine Mehrheit für ein ziemlich groteskes Gesetz. Der US-Anbieter Euronet – um ihn geht es im Wesentlich­en – darf weiter üppige Gebühren verlangen, die müssen aber von den kontoführe­nden Geldinstit­uten übernommen werden. Die gesetzlich garantiert­e Überwälzun­g der Kosten kam einem Bankomaten gleich und motivierte zum munteren Ausbau der Geldautoma­ten. Die Bestimmung ging klar zulasten Dritter und konnte nie und nimmer halten. Das wusste man schon vor einem Jahr. Nun hat die Republik dank Verfassung­sgerichtsh­of Gewissheit.

Zu Aufregung gibt die neue Situation wenig Anlass. Ein Unternehme­n, das für seine Leistungen etwas verlangt, handelt nicht unmoralisc­h. Wesentlich ist, dass die Gebühren transparen­t ausgewiese­n werden. Jeder Kunde hat somit die Möglichkei­t, Automat und/oder Bank mit entspreche­ndem Paket kostenspar­end zu wählen.

Willkommen in der Marktwirts­chaft, könnte man meinen. Vorausgese­tzt, die FPÖ schlüpft nicht in Stögers Rolle und in Robin Hoods Kostüm.

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