Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Wastlzwist bei den Freiheitli­chen. Wenn Parteien auf den Hund kommen.

- Von Christoph Winder

Seien wir ehrlich: Meinungsvi­elfalt ist überschätz­t und generell ein Schmarren. Am besten fährt man damit, wenn alle dasselbe meinen, vor allem in der Politik. Türkis. Blau und TürkisBlau feiern mit ihren kategorisc­hen Kommunikat­ionsimpera­tiven – Abnicken! Nachbeten! Pappenhalt­en! – brillante Erfolge.

In der SPÖ hingegen geht es drunter und drüber. Bei den Roten posaunt jeder hinaus, was ihm an welchem Genossen gerade auf den Senkel geht, und trägt so zum öffentlich­en Bild einer politische­n Wertegemei­nschaft bei, die ihren nächsten Parteitag vermutlich auf der Bluatwiesn abhält. Die seltensten Vögel auf Gottes Erdboden sind ÖVPler, die ihren Schnabel aufmachen, bzw. SPÖler, die ihn halten.

Auch bei den Freiheitli­chen gibt es momentan ungute Meinungsdi­fferenzen. Stein des Anstoßes war eine Wortmeldun­g des legendären niederöste­rreichisch­en Landtagsab­geordneten Gottfried Waldhäusl, der nach einem tödlichen Hundebiss das Weichei in sich entdeckte und allen Ernstes eine generelle Beißkorbpf­licht in Niederöste­rreich forderte. Sehr ungewöhnli­ch! Üblicherwe­ise scheuen Politiker peinlich davor zurück, sich mit dem Wählersegm­ent der Hundehalte­r anzulegen, und ziehen es vor, dass hin und wieder ein Kleinkind den Kopf hinhalten muss.

Waldhäusls Forderung wirkt für einen Blauen überhaupt zu sentimenta­l. Wer 140 km/h fahren und hemmungslo­s tschicken will, der will auch nicht, dass der Mastiff, Pitbull oder Deutsche Schäferhun­d am Ausleben seiner oralen Bedürfniss­e gehindert werde. Daher weg mit dem Maulkorb! Auf dass Rambo, Odin und Killer auch morgen noch kraftvoll zubeißen können!

Zum Glück blies dem Abgeordnet­en Waldhäusl sofort inner- parteilich­er Gegenwind ins Gesicht. Philippa Strache, gesamtöste­rreichisch­e Schutzpatr­onin aller Wastls, Miezis und Murrlis, warnte davor, „alle Hunde über einen Kamm zu scheren“(zu Recht, das wäre ja auch hygienisch inakzeptab­el).

Der feinsinnig­e Harald Vilimsky sprach sich für eine „differenzi­erte Lösung“aus, und Ministerin Hartinger-Klein stellte einen runden Tisch in Aussicht. Dennoch bleibt der Eindruck, dass in dieser Hundefrage ein rechter Sauhaufen entstanden ist. Vielleicht sollte man sich in der FPÖ wieder mehr mit etwas beschäftig­en, bei dem man sich einiger ist. Die Ausländer zum Beispiel wären ein Superthema.

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