Finanzchefs, die Daten, die Sammler, die Diebe
Rund 500 Finanzchefs und Banker haben heuer beim 32. Finanzsymposium über den Umgang mit digitalen Assets diskutiert.
Der CFO als Manager digitaler Assets ist für die gesamte Datenhaltung im Unternehmen zuständig.“Das Motto des 32. Finanzsymposiums in Alpbach lässt keine Zweifel zu: Finanzmanager haben sich um Compliance und Sicherheit dieser intangiblen Assets, vulgo Daten, zu kümmern. Rund 500 Finanzvorstände und Banker haben das in dieser Woche drei Tage lang gemeinsam mit dem Veranstalter Finance Trainer erörtert.
Dramatischer Anstieg des Cybercrime ist verbucht, benennt Georg Kapsch, CEO seiner Unternehmensgruppe und Präsident der Industriellenvereinigung (IV), den Handlungsbedarf, „wir sehen exponentielle Steigerungsraten vor allem Datenbeschädigung“, erinnert Kapsch. Er kritisiert Rechtsunsicherheit, materielles und immaterielles Eigentumsrecht seien anzupassen. Der Nachholbedarf an Bildung habe zwei Aspekte: „Wie gehe ich mit meinen Daten um?“, da bestehe „grandiose Sorglosigkeit“individuell. Es sei also Wissen in der Gesellschaft zu steigern, und es sei, soweit bekannt, eine Vielzahl fehlende IT-Fachkräfte auszubilden. „Da haben wir im Moment verloren.“Europa hat nicht die Hoheit der Daten, „das wird bitterböse zurückschlagen, egal in welchem Wirtschaftszweig“.
Große Herausforderungen in rechtlichen Rahmenbedingungen sind Übereinkunft im Alpbacher Konferenzzentrum, die Höhe der Strafen (vier Prozent des Umsat- zes) in der Datenschutzgrundverordnung erschien wieder sehr strittig. Weiters: Unternehmen hätten zwei schneidende Kurven zu managen: Datensicherheit und Datenschutzkosten. Dies in doppelter Verantwortung, für Daten anderer und jene für aktiv produzierte, unmittelbar geschäftsrelevante eigene.
Harald Leitenmüller, Chief Technology Officer bei Microsoft, sieht als Hauptproblem: „Wir verstehen alle nicht genau, worüber wir reden.“Das ergebe große Heterogenität der Kompetenzen in Firmen, große Unternehmen seien da mit ihren Ressourcen im Vorteil, wenn es um Digitalisierung als exponentielles Phänomen geht. Was tut Microsoft? „Wir suchen digitale Geschäftsmodelle, die Linearisierung und Skalierung erlauben. Erfolgreichst derzeit: Cloud-Computing (Hyperscale) und Sharing Economy. Sicherheit bedeute ja technische und organisatorische Maßnahmen. „Immer Einzelfall nach Einzelfall wird nicht gehen. Wir brauchen Skalierung, um Geschwindigkeit zu erreichen.“
Es gelte noch, am Bewusstsein zu arbeiten. 40 Prozent des BIPWachstums in Österreich basieren auf digitaler Innovation. Wer das bedenke, wisse, worum es geht. Selbstverständlich habe das mit sehr hohen (Weiter-)Bildungsherausforderungen zu tun.
Sylvia Mayer (BVT) hat wesentlich am Cybersicherheitsgesetz (NISG, gerade in Begutachtung, soll mit Jahresende in Kraft treten) mitgearbeitet. Im Publikum besteht großes Misstrauen bezüglich Vertraulichkeit der demnach einzumeldenden Sicherheitsvorfälle. Mayer versucht, diese zu zerstreuen. Man hinke den Bedrohungsformen hinterher, aber Einmeldungen seien zentral, um die Entwicklung, die Angriffsmuster, festzumachen. Cybersicherheit sei Managementaufgabe, nicht IT-Agenda im Kammerl, es gehe um Organisationskultur, appelliert Mayer. Dass es da um namhafte Investitionen geht, quittiert Leitenmüller mit zustimmendem Lächeln. pwww. alpbacherfinanz
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