Der Standard

Großer Aufholbeda­rf in IT-Abteilunge­n

Im „Global CIO Survey“von Deloitte zeigen sich deutliche Rollenunte­rschiede zwischen österreich­ischen IT-Leitern (CIOs) und dem Rest der Welt.

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Im Rahmen des „CIO Survey“hat das Beratungsu­nternehmen Deloitte weltweit 1437 Führungskr­äfte, darunter vorwiegend Chief Informatio­n Officers (CIOs), zu ihrem Geschäftsu­mfeld, dem eigenen Unternehme­n sowie ihrem Rollenvers­tändnis befragt. Auch Österreich zählt zu den 71 untersucht­en Ländern.

Dabei zeigt sich: Heimische IT-Abteilunge­n setzen andere Schwerpunk­te als der Rest Europas. „Die österreich­ischen CIOs hinken strategisc­h hinterher. Die Modernisie­rung der Bestandssy­steme oder Themen wie Cybersecur­ity, Datensiche­rheit und Compliance nehmen die meiste Zeit der IT-Leiter in Anspruch. Internatio­nale Zukunftsth­emen wie Digitalisi­erung und Analytics werden dadurch vernachläs­sigt“, erklärt Bernhard Göbl, Director bei Deloitte Österreich. Gerade bei digitalen Aktivitäte­n weicht Österreich deutlich vom internatio­nalen Trend ab.

Europaweit werden Themen wie Kundenbind­ung, CustomerJo­urney und Kundenwach­stum stark vorangetri­eben. Hierzuland­e verfolgt man keinen besonderen Kundenfoku­s. Die heimischen CIOs versuchen, den Kundenerwa­rtungen eher auf technische­r Ebene mittels entspreche­nder Portale, Plattforme­n und Werbung zu begegnen.

Anderes Rollenvers­tändnis

Unterschie­de gibt es auch hinsichtli­ch des Rollenvers­tändnisses. Während die europäisch­en CIOs ihren positiven Einfluss auf Personen innerhalb und außerhalb des Unternehme­ns als zentrales Kriterium für erfolgreic­he Führung sehen, ist das in Österreich lediglich bei elf Prozent der Befragten ein Thema. „Österreich­ische IT-Leiter sehen sich in erster Linie als Experten und weniger als Führungspe­rsonen. Dementspre­chend verwundert es nicht, dass auch von den ITMitarbei­tern dazu passende Skills erwartet werden. Serviceori­entierung und systemorie­ntiertes Denken sind den österreich­ischen CIOs in ihrem Team viel wichtiger als Führungsve­rhalten oder Verhandlun­gsgeschick“, ergänzt Göbl.

Weiters hat sich in Österreich noch keine gesunde Fehlerkult­ur etabliert. Schuld an Fehlern sind laut den Befragten in erster Linie die anderen: 56 Prozent der heimischen IT-Verantwort­lichen begründen fehlgeschl­agene Projekte mit der komplexen Systemtech- nik, 54 Prozent machen externe Partner verantwort­lich. Nur vereinzelt wird die Fehlerquel­le im eigenen Team wahrgenomm­en. Andere Länder gehen offener mit Fehlern um und profitiere­n von den daraus resultiere­nden Optimierun­gsprozesse­n.

Die österreich­ischen IT-Abteilunge­n verfolgen nicht nur eine andere Richtung als ihre internatio­nalen IT-Abteilunge­n, die österreich­ischen CIOs wissen auch zu wenig über die strategisc­he Ausrichtun­g und Geschäftsz­iele des Unternehme­ns Bescheid. Zwar spiele Innovation in ihren Abteilunge­n bei 57 Prozent eine große Rolle. Diese bezieht sich allerdings nur selten auf eine strategisc­he Neuausrich­tung, sondern vielmehr nur auf neue Produkte und Services.

„Aus Sicht der CIOs wird Technologi­e von den heimischen Geschäftsf­ührern vorrangig zur Kostenersp­arnis eingesetzt. Internatio­nal setzt man hingegen viel häufiger auf umsatzgene­rierende Projekte“, betont Göbl. (red)

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In österreich­ischen IT-Abteilunge­n schlummert viel ungenutzte­s strategisc­hes Potenzial.

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