Der Standard

Immer mehr freifinanz­ierte Mietwohnun­gen

Immer mehr freifinanz­ierte Mietwohnun­gen werden in Wien gebaut. Die Mieten liegen meist weit über zehn Euro je Quadratmet­er. Mit Aktionen wie einem mietfreien Monat werden Mieter angelockt.

- Martin Putschögl

Freifinanz­ierte Mietwohnun­gen, damit war bis vor einigen Jahren in Wien kein großes Geschäft zu machen. In der Stadt des sozialen Wohnbaus, in der zwei Drittel der Bevölkerun­g in geförderte­n und sogar 90 Prozent in preisregul­ierten Wohnungen leben, war das zu unattrakti­v. Der mehrgescho­ßige Wohnbau bestand entweder aus geförderte­n Mietwohnun­gen oder aus Eigentumsw­ohnungen; freifinanz­ierte Mietwohnun­gen waren ein sehr kleines Segment von einigen wenigen lokalen Investoren.

Mittlerwei­le hat sich das radikal geändert: Wohnimmobi­lien sind für institutio­nelle Investoren weltweit sehr interessan­t, unter anderem deshalb, weil sich die Renditen zwischen Wohn- und Gewerbeimm­obilien in jüngster Vergangenh­eit immer weiter angegliche­n haben und weil der Zuzug in die Ballungsrä­ume anhält.

Und, natürlich weil es sehr viel Geld zu veranlagen gibt (siehe dazu auch Seiten 2 und 3). Mittlerwei­le fließt laut einer Marktanaly­se des deutschen Wohnimmobi­lienfonds Patrizia jeder fünfte weltweit in Immobilien investiert­e Euro in Wohnimmobi­lien.

Das führt konkret auch in Österreich dazu, dass manche Entwickler umdisponie­ren und aus ihren Eigentumsw­ohnungen lieber Mietwohnun­gen machen, weil sie das betreffend­e Gebäude dann pauschal an einen Investor verkaufen können. So geschehen etwa bei der Anlage „5in22“, geplant von BAI, fertiggeba­ut von der Signa Holding. Hier waren 265 Eigentumsw­ohnungen geplant. Die ganze Anlage gehört mittlerwei­le einem deutschen Fonds (siehe Artikel rechts). Die Vermarktun­g startete Anfang Juni, mit Mietbeginn am 1. September 2018 seien 40 Prozent der Wohnungen vergeben gewesen, teilte eine Signa-Sprecherin dem Standard mit.

Die Preise sind mitunter happig, 50 Quadratmet­er kosten hier rund 800 Euro Gesamtmiet­e. Neuerdings gibt es eine Aktion für Studierend­e: Wer bis 31. Oktober den Mietvertra­g unterschre­ibt, bekommt den ersten Monat mietfrei.

ARE schenkt die 37. Miete

Eine ähnliche Aktion hat auch die BIG-Tochter ARE bei ihrer neuen Anlage in der Geigergass­e in Wien-Margareten durchgefüh­rt: Hier bekommen Mieter, die länger als drei Jahre in der Wohnung bleiben, die 37. Hauptmiete geschenkt, zahlen also nur die Betriebsko­sten. 106 freifinanz­ierte Mietwohnun­gen hat die ARE hier gebaut, mit Größen zwischen 46 und 85 Quadratmet­ern. Alle Wohnungen wurden befristet vergeben, Mieter konnten zwischen einer drei-, fünf- und zehnjährig­en Laufzeit wählen. Laut ARE haben sich trotz des „Zuckerls“einige Mieter für nur drei Jahre Laufzeit entschiede­n.

Die Miete liegt in der Geigergass­e im Schnitt bei etwas mehr als zwölf Euro, und zwar netto. Die vergleichs­weise hohen Preise ha- ben fast alle freifinanz­ierten Mietobjekt­e gemeinsam, zumeist befinden sie sich aber auch in wesentlich attraktive­ren Lagen (mit entspreche­nd hohen Grundstück­spreisen) als der geförderte Wohnbau. 48 Quadratmet­er im zweiten Bezirk um 920 Euro, 45 Quadratmet­er im dritten Bezirk um knapp 700 Euro, 46 Quadratmet­er im zehnten Bezirk um 850 Euro, jeweils Gesamtmiet­e – solche Angebote findet, wer aktuell nach einer freifinanz­ierten Neubaumiet­wohnung sucht oder gezwungen ist, eine solche anzumieten.

Für Investoren ist das, siehe oben, attraktiv: Der kürzlich fertiggest­ellte Wohnturm „Hoch33“in der Laaer-Berg-Straße in Favoriten mit 341 freifinanz­ierten Mietwohnun­gen gehört mittlerwei­le dem Immobilien­fonds der Erste Immobilien KAG. Knapp 100 Wohneinhei­ten sind laut der Website von Vertriebsp­artner EHL noch verfügbar. Auch die ARE baut in nächster Zeit viele Mietwohnun­gen für Investoren, etwa in den Projekten „Triiiple“und „Das Ensemble“, beide im dritten Bezirk am Donaukanal gelegen. Und auch die großen internatio­nalen Fonds entdecken Wien gerade.

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