Der Standard

Hoffnung für Brexit-Deal

Deal oder No Deal – das ist diese Woche die große Frage bei den Brexit-Verhandlun­gen. In der Schlusspha­se trafen sich am Sonntagabe­nd noch einmal die Chefverhan­dler Michael Barnier und Dominic Raab in Brüssel.

- Thomas Mayer aus Brüssel

Eine Einigung zwischen Großbritan­nien und der EU über die Brexit-Bedingunge­n stehe kurz bevor, hieß es am Sonntag.

Die Verhandlun­gen über den EU-Austritt von Großbritan­nien gehen diese Woche in eine entscheide­nde Phase. Sonntagabe­nd trafen sich in Brüssel EU-Chefverhan­dler Michel Barnier und sein britisches Gegenüber, Brexit-Minister Dominic Raab. Wie der STANDARD aus Ratskreise­n erfuhr, sei es aber „trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, zu einer Vereinbaru­ng zu kommen“. Das bestätigte Bernier später auch selbst. Bis Mittwoch werde es keine weiteren Verhandlun­gen geben, an diesem Tag werde Barnier dann einen Bericht vorlegen. In den Abendstund­en wurden die Botschafte­r der EU-27 – unter ihnen auch der Österreich­er Nikolaus Marschik – von der EUKommissi­on über den Stand der Dinge unterricht­et.

Vor dem Wochenende machte sich Optimismus breit: Eine Einigung könnte noch vor dem EUGipfel am Donnerstag in Brüssel auf dem Tisch liegen. „Deal gemacht, jedoch nicht für die Öffentlich­keit bestimmt“, lautet eine Anmerkung in Arbeitspap­ieren zum Zeitablauf der Verhandlun­gen, die via Medien zirkuliert­en. Bis zuletzt offen war die Kontrolle an der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland im Süden.

Ein Entwurf des EU-Austrittsv­ertrages könnte heute, Montag, von der britischen Regierung genehmigt werden, hatte es geheißen. Die EU-Staats- und Regierungs­chefs müssten in der Folge ebenfalls zustimmen, genauso wie das britische Unterhaus.

In London wurde das Einigungss­zenario dementiert: Das Kabinett werde sich Dienstag wie geplant mit dem Brexit beschäftig­en, Premiermin­isterin Theresa May werde Mittwochab­end mit ihren Vorschläge­n nach Brüssel reisen, zu einer Aussprache mit den EU-27.

Für einen umfassende­n Deal ist es nötig, nicht nur die Bedingunge­n für den Austritt am 29. März 2019 zu klären: Vor allem die EU27 drängen darauf, dass mit dem Austrittsv­ertrag auch schon im Großen geklärt wird, wie man sich die künftigen Beziehunge­n vorstellt. Darauf hat Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zuletzt in einem Interview mit dem STANDARD, Kurier und Falter hingewiese­n. Er ging davon aus, dass der Vertrag bei einem EU-Sondergipf­el am 17. November unter Dach und Fach gebracht wird.

Bei der Auffanglös­ung (Backstop) gilt es zu klären, wie man nach einer bereits vereinbart­en „Übergangsp­eriode“bis Ende 2020 verfährt; ob die Briten dann etwa in einer Zollunion bleiben, sollte man keinen neuen Freihandel­svertrag vereinbare­n; oder ob Nordirland auch länger im Binnenmark­t (und unter EU-Gesetzgebu­ng) verbleibt als das übrige Vereinigte Königreich. All diese Dinge sind vor allem auch innerhalb Großbritan­niens sehr umstritten – nicht nur parteipoli­tisch, sondern auch zwischen Nordirland, Schottland und der Zentralreg­ierung in London.

Am Dienstag werden sich die Außenminis­ter mit dem Brexit beschäftig­en und den Ball für den EU-Gipfel auflegen. Barnier wird, wie es seinem Auftrag entspricht, zuvor einen Bericht vorlegen. Der Zeitplan sah von Anfang an vor, dass er Mitte Oktober 2018 fertig sein soll.

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