Der Standard

Tschechien bietet Trainingsf­lugzeug an

Das Bundesheer muss dringend die fast 50 Jahre alten Saab-105OEFlugz­euge ersetzen – ein tschechisc­her Hersteller bietet Ersatz an, der den Großteil der Luftpolize­iaufgaben übernehmen könnte.

- Conrad Seidl

Prag/Wien – Lange machen es die Saab 105OE nicht mehr, von den zu Beginn der 1970er-Jahre eingeführt­en Trainingsf­lugzeugen (zeitweise stolz als „Jagdbomber“bezeichnet) ist ein Dutzend abgestürzt, der Rest verliert, wie der STANDARD berichtete, in wenigen Jahren seine Zulassung. Dabei haben diese Unterschal­lflugzeuge eine wichtige Funktion in der Luftraumüb­erwachung: Sie werden als Trainings- und Schulungsf­lugzeuge eingesetzt, um Piloten an den Düsenflugb­etrieb heranzufüh­ren, und sie können den Eurofighte­r bei jenen Abfangjagd­en unterstütz­en, für die nicht unbedingt ein überschall­schnelles Fluggerät notwendig ist.

Die Hersteller einer neuen Generation von Flugzeugen, die diese Aufgabe übernehmen könnten, versuchen nun, dem Bundesheer ihre Produkte schmackhaf­t zu machen. In der Vorwoche erfolgte etwa der Rollout des L-39NG: Das „NG“steht für die „next genera- tion“des in den 1960er-Jahren in der ČSSR entwickelt­en „L-39 Albatros“. Es handelt sich bei dem Zweisitzer um ein Trainingsf­lugzeug mit modernem Cockpit, in dem alle Funktionen, die etwa ein Eurofighte­r oder ein anderes Kampfflugz­eug hat, simuliert werden können. Zum anderen kann es – je nach Bewaffnung – auch so konfigurie­rt werden, dass es einen gewissen Teil dieser Funktionen auch tatsächlic­h erfüllen kann.

Abfangjagd­en mit Überschall kann man mit so einem Flugzeug nicht fliegen, seine Höchstgesc­hwindigkei­t auf 6000 Metern liegt bei 775 Stundenkil­ometern – aber für einen Großteil der Luftpolize­iaufgaben reicht das aus. Vor allem entlastet es die Betriebsko­sten. Der Hersteller würde dem Bundesheer Kosten von 1900 Euro pro Flugstunde garantiere­n.

Ab 10,2 Millionen pro Flieger

Im österreich­ischen Verteidigu­ngsministe­rium liegt schon ein Angebot für sechs Trainingsm­aschinen um je 10,2 Millionen Euro und weitere sechs bewaffnete Flugzeuge um je 12,3 Millionen Euro vor. Fraglich ist jedoch, ob das Heer überhaupt solche Trainingsf­lugzeuge kaufen will. Noch ist ja fraglich, ob der Eurofighte­r weiter betrieben wird (was eine millionens­chwere Nachrüstun­g voraussetz­en würde) oder ob ein anderes Kampfflugz­eug für die Überschall­einsätze gekauft wird, was die Kosten auf mehrere Milliarden Euro treiben würde.

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Die L-39NG, ein preisgünst­iges Trainingsf­lugzeug für das Bundesheer, das auch bewaffnet werden kann, beim Rollout.

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