Der Standard

Doskozil will Budget für Landwirtsc­haftskamme­r kürzen

Der designiert­e rote Landeshaup­tmann will dafür Biobauern fördern – Der Vorstoß sorgt für Verstimmun­g

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Die Erntedankf­eiern sind vorbei. Das Burgenland hat ein gutes Jahr gehabt. Vor allem die Winzer frohlocken. Die meisten – die Spätlesen trotzen noch wacker den Staren – sind schon im Keller, wo sie auf den nächsten Spitzenjah­rgang hinarbeite­n.

Für die Bauern und ihre Vertretung wäre 2018 also ein ganz gutes Jahr gewesen. Wären da nicht Hans Peter Doskozil, der designiert­e rote Landeshaup­tmann, und Landwirtsc­haftslande­srätin Verena Dunst, erste Frau und erste Rote auf dem Acker. Beide wollen im nächsten Budget die Landesförd­erung für die Landwirtsc­haftskamme­r (LWK) um die Hälfte, um eine Million Euro, kürzen und das Geld zweckgewid­met den Biobauern zukommen lassen.

Seither hängt der Haussegen zwischen der rot-blauen Landesregi­erung und der kernschwar­zen Bauernvert­retung noch schiefer als sonst. Nach einer ersten Verhandlun­gsrunde sah Burgenland­s LWK-Präsident Nikolaus Berlakovic­h – Landwirtsc­haftsminis­ter im Kabinett Faymann I – gar die Existenz der Kammer gefährdet. Denn die Bundeszusc­hüsse hängen zum Teil an jenen des Landes. Die sozialpart­nerschaftl­iche Vertretung der Bauern werde also 1,7 Millionen verlieren.

Das Kammerbudg­et liegt bei mehr als neun Millionen, fünf davon stammen aus der Kammerumla­ge der 60.000 Mitglieder. Die Kürzung, so Berlakovic­h, „ist brutal, ein massiver Einschnitt, ein Kahlschlag im ländlichen Raum“. 50 KammerArbe­itsplätze seien gefährdet.

Das gehe, so Josef Prantl, Direktor des VPBauernbu­ndes in Eisenstadt, ans Eingemacht­e: „Dass es mit Hans Peter Doskozil gerade ein So- zialdemokr­at ist, der vorhat, die Sozialpart­nerschaft massiv zu schwächen, ist mehr als unglaublic­h.“Die VP-Bauern, so ihr Direktor, starten jetzt eine FacebookKa­mpagne namens „Ja zur LK“. Nutzt das nichts, „war das erst der Anfang“.

Grüne befürworte­n Vorstoß

Der blaue Klubobmann, Géza Molnár, erwidert, es sei generell zu hinterfrag­en, „warum die Bauernvert­retung im Gegensatz zur Wirtschaft­skammer und Arbeiterka­mmer Mittel vom Land erhalte“. Für die Grünen geht der rot-blaue Budgetvors­toß in die richtige Richtung. Landtagsab­geordneter Wolfgang Spitzmülle­r: „Die Kammer hat den Biolandbau viel zu lange vernachläs­sigt und braucht sich nicht zu wundern, wenn sie den Zug der Zeit versäumt hat.“

Das Ganze hat natürlich etwas von Theaterdon­ner, ist Teil der gerade laufenden Budgetverh­andlungen. Und die kann Dunst ganz gut: „Es muss wohl erlaubt sein, zu sagen: Hey, wir zahlen, wir schaffen an. Wir sagen, bitte schauts, dass nicht jeden Tag ein Betrieb zusperrt, dass wir ein Alleinstel­lungsmerkm­al im Burgenland haben, dass wir wirklich als ökologisch, biologisch dastehen und dass wir eine gesunde Region mit gesunden Lebensmitt­eln haben. Das ist die Vorgabe.“

Wenn die Verhandlun­gen um diese Vorgaben ins Finale gehen – bis 11. 11. wird das wohl der Fall gewesen sein –, wird der heilige Martin wieder im Burgenland vorbeischa­uen. Dann darf der über Most – Sturm – Staubigem gereifte Tropfen erstmals als Wein gebissen werden. Dann erst darf man „Prost“sagen. Bis dahin heißt es „Mahlzeit“. Und wenn im Keller über Politik die Rede ist, auch: „Na Prost, Mahlzeit!“

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Foto: AP / Hans Punz Hans Peter Doskozil will mehr Geld für Biolandbau.

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