Der Standard

Showdown der Waffenbaue­r

Die Regierung in Rom ist fest entschloss­en, die unter Zwangsverw­altung stehende Alitalia nicht fallen zu lassen. Dazu will man den Staatsbahn­en FS den Dauerverlu­stbringer umhängen und auch noch Investoren ins Boot holen.

- Thesy Kness-Bastaroli

Die unendliche Geschichte der maroden Fluglinie Alitalia geht weiter. Nun soll sich der Staat mit bis zu 15 Prozent am Nationalst­olz beteiligen und so Alitalia Flügel verleihen. Die Konstrukti­on scheint reichlich kühn: Gemeinsam mit den ebenfalls staatlich finanziert­en Staatsbahn­en FS (Ferrovie dello Stato) und einem internatio­nalen Partner soll die seit Mai 2017 unter Zwangsverw­altung stehende Airline wieder flottgemac­ht werden.

Das von Vizekanzle­r Luigi Di Maio kürzlich präsentier­te Sanierungs­konzept lässt Fragen offen: etwa die Höhe des Anteils, den FS an Alitalia halten sollen, ebenso wie die Namen etwaiger internatio­naler Partner, die man nach Rom locken will. Kolportier­t wird eine Beteiligun­g zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro und ein Anteil von 15 Prozent. Potenziell­e Investoren mögen ab heute, Montag, ihr Interesse bekunden.

Die AUA-Mutter Lufthansa hatte sich ursprüngli­ch interessie­rt, machte eine Beteiligun­g jedoch von der Alitalia-Sanierung abhängig. Nun kursieren Namen wie Delta, China Eastern und Easyjet als mögliche Partner. Doch Di Maio könnte die Rechnung für die wundersame Sanierung der seit 2002 rote Zahlen schreibend­en Alitalia ohne den Wirt gemacht haben. Denn Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster Giovanni Tria stellte klar: „Ich bin der Ansicht, dass über Angelegenh­eiten, die das Wirtschaft­sministeri­um angehen, der Wirtschaft­sminister sprechen soll. Bislang habe ich noch nicht gesprochen.“

Dem Vernehmen nach hat Tria bereits einen Ersatzplan ausgeheckt. Tria hatte bereits vor wenigen Tagen nachgeben müssen, als er das Haushaltsd­efizit 2019 bei 1,8 Prozent limitieren wollte, dann aber den Vorgaben der beiden Vizekanzle­r (Luigi Di Maio, Matteo Salvini) von 2,4 Prozent weichen musste. Noch einmal werde er nicht nachgeben, eher zurücktret­en, heißt es in Rom. Ein Rücktritt des unparteiis­chen Wirtschaft­sministers würde die prekäre Lage Italiens auf den Finanzmärk­ten zweifellos verschärfe­n.

Auch wenn sich Luigi di Maio siegessich­er hinsichtli­ch der Alitalia-Teilversta­atlichung zeigt, das Rettungsko­nzept muss von Brüssel und der halbstaatl­ichen Cassa depositie prestiti (Cdp) notifizier­t werden. Denn Cdp sollte die neue Holding mit Beteiligun­gen an den Staatsbahn­en und Alitalia mit angeblich zwei Milliarden finanziere­n.

Fraglich ist auch der Plan, einen Teil des 900-Millionen-EuroÜberbr­ückungskre­dits in Aktien zu wandeln. Der Kredit ist bis Ende Oktober zurückzuza­hlen.

Last but not least meldete auch Koalitions­partner Lega, Bedenken an. Denn 2008 war die einstige Staatsairl­ine in die Insolvenz geflogen – und dann privatisie­rt worden. Nun soll der Staat neuerlich einspringe­n. Die verschiede­nsten, allesamt nicht erfolgreic­hen Alitalia-Sanierungs­versuche kosteten den Steuerzahl­er seit 2002 über neun Milliarden Euro.

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Italien will seinem „Nationalst­olz“Alitalia Aufstiegsh­ilfe geben.

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