Der Standard

Gut, dass es die Schwester gibt

- Sebastian Fellner

Es gibt Menschen, denen man selbst als friedferti­ger Zeitgenoss­e vielleicht nicht gerade einen Platz in der Hölle, schon aber eine strenge Richterin wünscht. Solche, die betagte Menschen manipulier­en, um an deren Erspartes zu kommen, gehören da dazu.

Ihre Machenscha­ften werden in Exclusiv: Die Fürsorgefa­lle (Montag, 21.45 Uhr, ARD) dokumentie­rt. Der junge „Lebensgefä­hrte“, der einer Dame Ende 60 die große Liebe vorgaukelt und sich unter Vorwänden immer wieder Geld überweisen, ja ein ganzes Haus überschrei­ben lässt. Der Herr, der per Postwurfse­ndung Einkaufsdi­enste anbietet – und wenig später, mit einer Generalvol­lmacht ausgestatt­et, die Konten einer Pensionist­in ausräumt.

Das Geld ist dann futsch und kommt auch nicht wieder. Doch was für die Zuschauer der etwas zu thrillerha­ft inszenier- ten Recherche noch beklemmend­er wirkt, sind die zerstörten Familien, die die Erbschleic­her hinterlass­en. Pflichtpro­gramm beim Abzocken von Senioren ist nämlich immer auch die totale Isolation von der Familie durch bitterböse Manipulati­on der alten Menschen.

Schwester Bernadette findet das alles auch zum Kotzen, auch wenn die Klostersch­wester das natürlich nie so ausdrücken würde: Sie kämpft gegen Erbschleic­herei, steht Angehörige­n zur Seite – und setzt sich für eine Gesetzesän­derung ein. Denn rechtlich haben die Betroffene­n in Deutschlan­d meist keinerlei Handhabe – da hilft dann auch keine noch so strenge Richterin. Dafür macht Schwester Bernadette sehr klar, was sie will. Seine netten Worte nutzen nichts, sagt sie einem Landtagsab­geordneten, der sich der Sache annehmen will: „Es braucht Taten.“Gut, dass es auch die Guten gibt. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria