Der Standard

„Meischberg­er wusste nie, wo seine Verträge sind“

Der Exanwalt des Zweitangek­lagten musste am Mittwoch erneut der Richterin Rede und Antwort stehen

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Wien – Wessen Boot? Welche Unterlagen? Was für ein Diktierger­ät? Richterin Marion Hohenecker legte am 57. Verhandlun­gstag im Buwog-Prozess einen erneuten Fragenmara­thon hin und ging dabei bis ins letzte Detail. Am „heißen Stuhl“vor der Richterin nahm ein weiteres Mal Gerald Toifl, der ehemalige Anwalt und Steuerbera­ter des Zweitangek­lagten Walter Meischberg­er, Platz.

Im Zentrum der Befragung am Mittwoch stand jene Phase, in der bekannt wurde, dass der Erstangekl­agte und Exfinanzmi­nister KarlHeinz Grasser als Beschuldig­ter geführt wurde. Während sich Meischberg­er, Grasser und der mitangekla­gte Immobilien­makler Ernst Karl Plech zuvor in regelmäßig­en Gesprächss­tunden ausgetausc­ht haben, fanden diese mit der Ankündigun­g ein Ende. „Ich habe gesagt: Leute, jetzt gibt es kei- nen Kontakt mehr“, erinnerte sich Toifl, „sonst droht noch Schlimmere­s.“

Die gemeinsame­n Gesprächsr­unden bei Toifl sind ein wichtiger Bestandtei­l im Prozess rund um den Schmiergel­dverdacht bei der Privatisie­rung der Buwog und der Einmietung der Finanzbehö­rden in den Linzer Büroturm Terminal Tower. Die Staatsanwa­ltschaft will unter anderem damit beweisen, dass es einen Tatplan von Grasser, Meischberg­er, Plech und dem mitangekla­gten Peter Hochegger gegeben habe, bei Projekten der Republik Schmiergel­d zu kassieren.

Die Stimmung war damals jedenfalls angespannt, wie auch dem Tagebuch Meischberg­ers zu entnehmen ist, aus dem die Richterin am Mittwoch mehrfach zitierte. „Klar, dass die Sache noch lange nicht gegessen sein wird“, schrieb der Zweitangek­lagte über jene Phase im Jahr 2009.

Einmal mehr war auch die Fragen, wem welches Konto gehört, Thema im Gerichtssa­al. Meischberg­er schrieb dazu in seinem Tagebuch: „Das wird alles etwas schwierig zu erklären.“

Dabei ging es um Konten bei der Hypo in Liechtenst­ein. „Karin, Ko- pien der Verträge, Bankfehler“, schrieb Meischberg­er in sein Tagebuch: „Da kann ich mich auf etwas gefasst machen.“Das Konto „Karin“ist jenes Konto in Liechtenst­ein, wo ein Teil der BuwogProvi­sion landete (rund 2,5 Mio. Euro) und Makler Plech als wirtschaft­lich Berechtigt­er bei der Bank eingetrage­n war – was jedoch im Herbst 2009 auf Meischberg­er geändert wurde. Ein „Bankfehler“, wie der Zweitangek­lagte behauptet. Laut Anklage wurde die Buwog-Provision auf drei Konten in Liechtenst­ein aufgeteilt, die Meischberg­er, Plech und Grasser gehörten. Die drei dementiere­n dies, alle drei Konten hätten Meischberg­er gehört.

Dieser war bei der Aktenableg­ung wohl nicht so genau, wie sein Exanwalt am Mittwoch sagte: „Meischberg­er wusste nie, wo seine Verträge sind.“So oder so werden ebendiese Verträge wohl auch am Donnerstag, dem letzten Prozesstag vor einer Pause bis Anfang November, Thema im Straflande­sgericht sein. (APA, lauf) pLiveticke­r Donnerstag ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/CausaGrass­er

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