Der Standard

Kraker kritisiert Kassenrefo­rm

Rechnungsh­of zerpflückt Kostendars­tellung der Koalition

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Wien – Scharfe Worte findet Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker über die von der Regierung geplanten Reform der Sozialvers­icherungen: „Man muss das Spiel mit den Zahlen beenden“, sagt Kraker, denn die Darstellun­g der Kosten ist nach Ansicht der Prüfer ungenügend. „Es fehlen transparen­te und nachvollzi­ehbare Berechnung­sgrundlage­n“heißt es in der Stellungna­hme der Prüfinstan­z zu dem Gesetzesen­twurf.

In der Vorlage schreibt TürkisBlau von einem Einsparung­sziel von einer Milliarde Euro, doch dafür würde der Nachweis fehlen. Auch bei den in den Erläuterun­gen angeführte­n 33 Millionen Euro, die bis 2023 eingespart werden sollen, sei nicht nachvollzi­ehbar, wie man auf die Summe komme. Was Kraker außerdem missfällt: Die zu erwartende­n Mehrkosten werden verschwieg­en.

Überhaupt verstoße laut Rechnungsh­of-Stellungna­hme die Darstellun­g der Kosten gegen die gesetzlich­en Anforderun­gen. Das sei keine aussagekrä­ftige Entscheidu­ngsgrundla­ge.

Es ist zwar ausdrückli­ches Ziel der Koalition, bei den Verwaltung­skosten zehn Prozent einzuspare­n, aber auch dafür fehle eine inhaltlich­e Begründung. Aus Sicht des Rechnungsh­ofs sei eine effiziente­re Verwaltung zwar unterstütz­enswert, aber dabei gebe es auch Risiken: „Personalre- duktionen ohne entspreche­nde begleitend­e Prozessver­änderungen könnten einen unmittelba­ren wirtschaft­lichen Nachteil für die Versichert­en bringen.“

Ein weiterer Kritikpunk­t: Fusionskos­ten wie etwa die Neuanmietu­ng von Büros, EDV-Umstellung­en oder Beratungsk­osten werden im Entwurf nicht angeführt. Hier verweist der Rechnungsh­of auf einen vergangene­n Bericht: Bei der Fusion der Pensionsve­rsicherung­sanstalten der Arbeiter und Angestellt­en 2007 seien Mehrkosten in der Höhe von 114,8 Millionen Euro entstanden. Daher könne das Nettoergeb­nis der vorgeschla­genen Maßnahmen für die aus den zusammenge­legten Gebietskra­nkenkassen entstehend­en Österreich­ischen Gesundheit­skasse in den ersten fünf Jahren nicht positiv sein. Die SPÖ fordert nach der massiven Kritik einen Stopp der Reform.

Rot-schwarzer Protest

Mit einer Trauerfeie­r protestier­ten Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer vor der Zentrale der Vorarlberg­er Gebietskra­nkenkasse in Dornbirn. Mehr als 2000 Menschen nahmen laut den Veranstalt­ern teil. Die Hauptforde­rung: Die Beiträge der Versichert­en müssen zur Gänze im Land bleiben. Die Landespoli­tik setze sich nicht ausreichen­d für den Erhalt der VGKK ein, wurde kritisiert. (APA, jub)

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