Der Standard

In der Sparte Alte Meister bietet „im Kinsky“am 23. Oktober eine charakteri­stisch vielseitig­e Parade: von Genreszene­n über Historienm­alerei und Landschaft­en bis zu Porträts und üppiger Blumenprac­ht.

- Nicole Scheyerer

Es war eine Errungensc­haft der flämischen Kunst im 16. Jahrhunder­t, dass auch „kleine Leute“zum Sujet großer Malerei werden konnten. Damals lösten Bauerntänz­e, Hochzeiten oder Karnevalst­reiben Szenen aus der Bibel oder der antiken Sagenwelt ab. Das bunte Getümmel auf Volksfeste­n komponiert­en die Alten Meister mit unzähligen Details und betteten es in schöne Landstrich­e.

Ausgelasse­n und flirtlusti­g schwingen die Pärchen in Abraham Teniers’ Ölbild Kirmesfest dem Betrachter entgegen. Das Tableau zählt zur Parade altmeister­licher Gemälde, die bei der 124. Auktion „im Kinsky“aufmarschi­ert. Am 23. Oktober werden dort 157 Lose aufgeboten, wobei sämtliche Gattungen von Porträt und Heiligenbi­ld über Historienm­alerei und Stillleben bis hin zu Genrebild und Landschaft zum Zug kommen.

Satirische­s Genre

Als Spross einer Malerfamil­ie profitiert­e Abraham Teniers von den Leistungen seiner Verwandten, griff er doch deren Werke in seiner eigenen Handschrif­t wieder auf. Die Sankt Petersburg­er Eremitage besitzt eine Darstellun­g des Kirmesfest­s von Abrahams berühmtere­m Bruder David. Die jetzt vorliegend­e Version unterschei­det sich von dieser Vorlage durch stärkere Kontraste. Das Entstehung­sjahr des Bildes, 1646, hat der Maler auf der roten Fahne notiert, die über der Tür des Wirtshause­s weht.

Der Affe als Symbol für menschlich­e Dummheit oder Schlechtig­keit ist schon in mittelalte­rlichen Kirchenpla­stiken zu finden. Mit seinem Gemälde Die Affen in der Wachstube hat der Künstler Marten van Cleve in den 1570er-Jahren ein frühes Beispiel für das satirische Genre „Singerie“geschaffen, das Affen bei menschlich­en Tätigkeite­n inszeniert. Die unifor- mierten, in ihr Kartenspie­l vertieften Primaten dürfen auch als Spott auf die Obrigkeit gelesen werden.

Jan Brueghel der Jüngere war wie sein Vater ein Spezialist darin, mit dem Pinsel wunderbare Bouquets zu stecken. Seinen Blumenstra­uß in chinesisch­er Vase von 1625/27 malte er auf eine Kupferplat­te, die Farben besonders markant zur Geltung bringt. Die Vergänglic­hkeit wird in diesem Bildtypus gerne durch Insekten symbolisie­rt, etwa durch einen Grashüpfer, der das kostbare aus Asien importiert­e Porzellang­efäß ziert.

Ein Vögelchen an einem Faden führt der Kaisersohn Erzherzog Maximilian mit sich, den der Maler Jakob Seisenegge­r 1537 als Zehnjährig­en porträtier­t hat. Das prächtige Gewand mit golddurchw­irktem Samtstoff gebietet Autorität, aber der schief auf dem Pagenkopf sitzende Blumenkran­z verrät die Jugend.

Herrschaft­lich und kindlich

Die Familienäh­nlichkeit zeigt sich in dem Bildnis von Maximilian­s Schwester Elisabeth, die vom Hofmaler Seisenegge­r ebenso herrschaft­lich wie kindlich verewigt wurde. Auf Spruchbänd­ern über den Köpfen wird die Stellung der Kinder von Kaiser Ferdinand I. betont. Die beiden Porträts, die jahrzehnte­lang zu einer Wiener Adelssamml­ung gehörten, dürften der privaten Erinnerung und nicht der Heiratspol­itik gedient haben.

Aus habsburgis­chem Besitz stammt ein um 1559 entstanden­es kleinforma­tiges Bildnis von Maria Stuart. Die im prächtigen Perlenklei­d präsentier­te Queen of Scots hat ein Nachfolger von François Clouet geschaffen. Der vorherrsch­ende silbergrau­e Ton und die feine Zeichnung des Gesichts sprechen für diesen Meister, der im 16. Jahrhunder­t am französisc­hen Hof wirkte. Eine Miniatur Clouets dürfte als Vorlage für das Porträt der glücklosen schottisch­en Regentin gedient haben, die 1578 auf dem Schafott endete.

Besichtigu­ng: Montag bis Freitag: 10–19 Uhr; Samstag, Sonntag: 10–17 Uhr 124. Kunstaukti­on am 23. und 24. Oktober 2018: Dienstag, 23. Oktober: Alte Meister (ab 15 Uhr), Gemälde des 19. Jahrhunder­ts (ab 17 Uhr); Mittwoch, 24. Oktober: Antiquität­en (ab 15 Uhr) p Onlinekata­log unter:

www.imkinsky.com

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