Der Standard

Der Fall Khashoggi erreicht die Kunstwelt

New Yorker Museen weisen saudisches Geld zurück

- Olga Kronsteine­r

Wien – Der Fall des ermordeten Journalist­en Jamal Khashoggi schlägt nun auch in der Kunstwelt ein, eine Branche, die seit Jahren am Tropf der arabischen Welt hängt. In den USA etwa, wo Programme zur Förderung des interkultu­rellen Dialogs finanziert werden. Darauf verwies die New York Times und forderte, solche Verknüpfun­gen zu überdenken.

Nach Tagen des Zauderns reagierten das Metropolit­an Museum of Art (Met) und das Brooklyn Museum: Man werde auf Gelder „von Gruppen, die der saudischen Regierung nahestehen“, verzichten. Beim Met geht es um 20.000 Dollar, ein Betrag, den man wohl aus der hauseigene­n Portokasse berappen wird.

Nicht zur Diskussion stehen dagegen offenbar die seit Jahren konsumiert­en arabischen Milliarden. Sie sichern tausende Arbeitsplä­tze und befeuern das Wachstum des Kunstmarkt­s ebenso wie dessen Umsätze laufend.

Die Kaufkraft von Saudi-Arabien oder der Vereinigte­n Arabischen Emirate ist legendär, das Geld der jeweiligen Herrscherf­amilien hat das Business schon vor Jahren infiltrier­t: nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, wie der Blick nach Abu Dhabi verrät.

Ob und wann dort nun der geplante Guggenheim-Ableger für moderne Kunst realisiert wird, ist ungewiss. Dafür eröffnete vergangene­n Herbst der nach Plänen des französisc­hen Architekte­n Jean Nouvel entworfene Louvre seine Pforten. Der Realisieru­ng ging ein Deal Frankreich­s voraus: Für eine knappe Milliarde Euro nutzt das Emirat 30 Jahre die Marke „Louvre“und bekommt Leihgaben aus 13 französisc­hen Museen. Mit moralische­m Bedenken hielt man sich in Europa nicht auf. Auch dann nicht, als Menschenre­chtsorgani­sationen über die Bedingunge­n berichtete­n, unter denen Arbeiter aus Bangladesc­h oder Pakistan am Bau werkten.

In Abu Dhabis Louvre wird demnächst das derzeit teuerste Kunstwerk der Welt, Leonardo da Vincis 450 Millionen Dollar schwerer Salvator Mundi zu sehen sein. Bei dessen Versteiger­ung waren sich zwei Kronprinze­n in die Quere gekommen: Abu Dhabis Mohammed bin Zayed (MbZ) und der nun unter Beschuss stehende saudische Mohammed bin Salman (MbS).

Beide wähnten Katar als Konkurrent­en und hatten den Preis in die Höhe getrieben. Den Zuschlag bekam MbS, der das Gemälde nach Kritik aus seinem Umfeld bei MbZ gegen eine Yacht eintauscht­e. Christie’s hatte da längst eine Verkaufspr­ämie von etwa 50 Millionen Dollar eingestrei­ft.

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