Der Standard

Gekränkter Vaterstolz

- Michael Völker

Es ist eine peinliche Vorstellun­g, die die SPÖ rund um die Erstellung ihrer Kandidaten­liste für die EU-Wahl gibt. Dass der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser seiner Partei mit Liebesentz­ug droht, weil diese seinen Sohn auf einen chancenlos­en Listenplat­z reiht, mag menschlich nachvollzi­ehbar sein, ist politisch aber höchst unprofessi­onell. Kaiser ist schlecht beraten, sein gekränktes Vaterherz so offen zur Schau zu stellen.

Schuld daran tragen auch die SPÖ und ihre neue Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner. Allesamt waren sie im Parteivors­tand nicht ehrlich und aufrichtig genug, um Kaiser die Wahrheit zu sagen. Dass nämlich der Tweet seines Sohnes Luca, wonach Österreich eine „Nazion“sei, nicht auf die notwendige Reife schließen ließ, die einen sicheren Listenplat­z rechtferti­gen würde. Stattdesse­n wurde Luca mit fadenschei­nigen Ausreden nach hinten gereicht.

Der Wickel war völlig vorhersehb­ar. Dass ihn die Parteichef­in nicht mit einem Gespräch im Vorfeld aus dem Weg zu räumen versucht hat, spricht nicht für ihr Gespür als Mensch und als Managerin. Kaiser ist enttäuscht, weil ihn die Parteichef­in, die er so unterstütz­t hatte, ohne Vorwarnung auflaufen ließ. Wie man es auch dreht und wendet: Das schaut nicht gut aus. Und letztlich wird sich herausstel­len, dass die Aufregung um diesen sechsten Listenplat­z ganz umsonst war, weil die SPÖ mit dieser Performanc­e gar nicht so viele Mandate machen wird.

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