Der Standard

Runterspie­len oder Rundumschl­ag

In der heutigen Sitzung der U-Kommission zum Bau des Spitals Nord wird es spannend: Udo Janßen, ehemaliger KAV-Direktor, tritt erstmals auf – das lässt so manche in der Wiener SPÖ gehörig zittern.

- Lara Hagen, David Krutzler

Nach außen hin war der Wiener SPÖ im Vorfeld zur neunten Sitzung der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Bau des Krankenhau­ses Nord nichts anzumerken. Hinter den Kulissen wurde aber vor dem lange erwarteten Auftritt von Udo Janßen, dem Ex-Chef des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV), die Nervosität von so manchem Genossen ruchbar.

Janßen, der im März 2017 nach nicht einmal zweieinhal­b Jahren im Amt als KAV-Chef geschasst wurde, könnte die Stadtregie­rung in der Causa Spital Nord belasten. Denn die bisherigen Befragunge­n im Rahmen der Kommission werfen kein gutes Licht auf Janßens Performanc­e als KAV-Chef: Personen, die sehr gut mit dem Projekt vertraut waren, wurden versetzt oder durch in ihren Augen falsche Entscheidu­ngen des Management­s so vergrämt, dass sie den KAV selbst verließen.

In der Amtszeit von Janßen musste der KAV außerdem – in mehreren Etappen – eine Kostenexpl­osion beim Spitalspro­jekt einräumen. Erklärt wurden die massiven Mehrkosten zunächst vor allem durch die Pleite einer Fassadenfi­rma und falsche Statikbere­chnungen.

Zeugen sagten auch aus, dass Janßen – der in einem seiner absolviert­en Studien einen Schwerpunk­t auf Krisenmana­gement legte – zu wenig Überblick gehabt und die Augen vor bereits bestehende­n Problemen beim Krankenhau­s in Floridsdor­f verschloss­en habe. Zu hören war das nicht nur von ehemaligen KAV-Mitarbeite­rn, sondern auch von Beobachter­n wie Brigitte Ederer. Janßen habe es schwer gehabt, weil es deutsche Manager in Österreich immer schwer hätten, so die Conclusio der Ex-SPÖ-Politikeri­n.

Sollte Janßen heute das Image als einer der Sündenböck­e der Spitalsmis­ere loswerden wollen, müsste er eine damals ihm übergeordn­ete Instanz frontal angreifen. Das wäre die Stadtregie­rung, insbesonde­re Ex-Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely, die ihn 2013 zunächst als einen von zwei KAV-Vizechefs nach Wien holte.

Opposition gespannt

Auf Janßens Ablöse hatten viele gewartet – unter anderem die Ärztekamme­r, auch hier hatte er sich keine Freunde gemacht. Im Jänner 2017 gab Janßen sich noch zuversicht­lich zu seiner Zukunft und jener des Spitals – der Bau sei bis Ende des Jahres fertig, wenn alles gut laufe, sagte er. Zwei Monate später wurde in einer sehr kurzen Pressekonf­erenz sein Ende verkündet. Wenige Wochen zuvor trat Wehsely zurück.

Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr ist auf die Verteidigu­ngsstrateg­ie des Managers gespannt. „Immerhin haben bisher alle Zeugen vor der Kommission ausgesagt, dass es bis zum Amtsantrit­t von Janßen eigentlich gut funk-

tioniert hat“, sagte er dem Δtandard.

Thematisie­ren will Wiederkehr aber auch die Zahlung von 395.000 Euro, die die Stadt an Janßen im Zuge von seiner Ablöse im März 2017 geleistet hat. Der Vertrag wäre bis 2019 gelaufen. Hinterfrag­enswert ist aber auch, dass die Stadt eine Trennungso­ption, die nach vertraglic­her Vorlaufzei­t bis November 2016 hätte gezogen werden müssen, nicht in Anspruch genommen hat.

Showdown in drei Wochen

Dass es heute in der Kommission tatsächlic­h einen Rundumschl­ag geben wird, dafür spricht auch die Sitzung von vergangene­r Woche. Friedrich Prem, Baumanagem­entexperte und ehemals eng in das Projekt Spital Nord eingebunde­n, sprach von teils starker Einmischun­g aus dem Büro der zuständige­n Stadträtin­nen. Außerdem kritisiert­e auch er Janßen und seinen Stellvertr­eter Thomas Balázs, der heute ebenfalls als Zeuge geladen ist. Nach Prem war die Aufregung groß. Mit den Aussagen von Richard Bock, Leiter des Aufsichtsg­remiums des KAV, wurde diese verstärkt. Er gab an, er habe Wehsely „sehr früh 2014“gesagt, dass Kosten und Zeitplan nicht halten würden.

Gespannt ist auch die FPÖ. Janßen und Balázs seien neben Wehsely hauptveran­twortlich für „das Chaos rund um den Spitalsrie­sen“, sagte Gesundheit­ssprecher Wolfgang Seidl. ÖVP-Vertreteri­n Ingrid Korosec will wissen, wieso Balázs Anfang 2016 von 1,5 Milliarden Euro Kosten ausging, während der jetzige Stadtrat Peter Hacker mit 1,34 Milliarden rechnet.

Der nächste Höhepunkt folgt in drei Wochen. Dann soll Wehsely aussagen.

 ??  ?? Udo Janßen war zunächst Wilhelm Marholds Vize und folgte ihm ab November 2014 als Chef des Wiener Krankenans­taltenverb­undes (KAV) nach. Im März 2017 wurde sein Vertrag vorzeitig beendet.
Udo Janßen war zunächst Wilhelm Marholds Vize und folgte ihm ab November 2014 als Chef des Wiener Krankenans­taltenverb­undes (KAV) nach. Im März 2017 wurde sein Vertrag vorzeitig beendet.

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