Schröcksnadel ordnet eine Untersuchung an
Reaktion auf neue Vorwürfe, es gelte „null Toleranz“
Innsbruck/Wien – Zum im Nachrichtenmagazin Spiegel erhobenen Vorwurf, wonach ein Spartentrainer des Österreichischen Skiverbands „vor Jahrzehnten bei der Massenvergewaltigung eines Mädchens in Schladming dabei war“, ordnete ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel eine sofortige interne Untersuchung an.
Von allen Trainern und Funktionären wird vom ÖSV ein Führungszeugnis verlangt. Sollte sich die Beschuldigung als wahr bestätigen, werde es laut Aussendung vom Montag Konsequenzen geben. Es gelte „null Toleranz gegen jedwede Gewalt und Machtmissbrauch“, erklärt Schröcksnadel. Der ÖSV hatte nach der vor knapp einem Jahr aufgekommenen, vor allem durch die Missbrauchsvorwürfe der ehemaligen ÖSV-Läuferin Nicola Werdenigg ausgelösten Debatte über Vorfälle wie sexuelle Übergriffe in den 1970er-Jahren drei unabhängige Expertenkommissionen eingesetzt.
Dabei wurde dem Skiverband unter anderem bestätigt, dass es im ÖSV keine Strukturen gibt, die systematisch sexualisierte Gewalt fördern. Die Auseinandersetzung mit den Vorwürfen habe innerhalb des ÖSV zu einer Sensibilisierung und einem Bewusstseinsprozess geführt, hieß es.
Am Freitag waren in der aktuellen Spiegel- Ausgabe auch schwere Vorwürfe gegen die verstorbene Skiikone Toni Sailer und den ExStartrainer Karl Kahr publik geworden. Eine Frau sei demnach 1975 als 14-Jährige in InnsbruckIgls vom Tiroler vergewaltigt worden. Nach der Vergewaltigung sei Kahr ins Zimmer gekommen, wird die Frau zitiert, er habe ihr befohlen, sich anzuziehen, habe sich ihre Adresse notiert, sie heimbringen lassen. „Die neuen Vorwürfe gegen Sailer“, heißt es am Ende der ÖSV-Aussendung, „sind dem ÖSV nicht bekannt.“
Sailer ist 2009 verstorben. Kahr (86) hat gegen die Süddeutsche Zeitung, in der eine Ex-Skirennläuferin behauptet hatte, er habe sie als Minderjährige vergewaltigt, ein medienrechtliches Verfahren angestrengt. Es wird am Donnerstag in Wien eröffnet. (red, APA)