Der Standard

„Brauchen keinen österreich­ischen Oligarchen“

Michael Tojners Vorhaben, die Stiftung über Amag, Lenzing und Semperit zu knacken, sorgt für Aufruhr. Kleinanleg­ervertrete­r Wilhelm Rasinger warnt und ist „sehr, sehr besorgt“.

- Renate Graber

Der Plan von Investor Michael Tojner, Zugriff auf die B&C-Privatstif­tung zu bekommen und damit auf die Mehrheit der zu ihr ressortier­enden Industrieb­etriebe Amag, Lenzing und Semperit, sorgt für gehörigen Wirbel. Wobei, das sei vorausgesc­hickt: Tojner hat sein Interesse bisher nicht bestätigt, verweist sinngemäß nur darauf, dass er sich schon sehr viele Projekte angesehen habe in seinem Investoren­leben.

Der Vorstand der einst von der Bank Austria gegründete­n B&CStiftung hat allerdings bestätigt, dass es diese Pläne gibt. Offenbar will Tojner von der Unicredit (Mutter der Bank Austria und HVB-Aktionärin) deren Rechte als Letztbegün­stigte kaufen. Über diesen Umweg will er dann die Kontrolle im Stiftungsv­orstand übernehmen – und Satzungsän­derungen vornehmen. Derzeit müssen die Gewinne aus den Industrieb­etrieben laut Stiftungsu­rkunde reinvestie­rt oder in Neuerwerbu­ngen gesteckt werden, Ausschüttu­ngen sind nur in Ausnahmefä­llen erlaubt. Das soll in einer etwaigen Ära Tojner anders werden.

„Unzufriede­ne Anleger“

Die Stiftung läuft Sturm dagegen – und auch der Chef des Interessen­sverbands der Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, zeigt sich ob Tojners Appetit auf den „sehr beachtlich­en Industriek­onzern sehr, sehr besorgt“, wie er dem Δtandard am Montag sagte. Sollte der Investor dort Einfluss bekommen, hielte er das angesichts von dessen bisheriger Vita für sehr problemati­sch. Tojner habe einst im Bereich des Venture-Capital-Sektors mit Julius Meinl zusammenge­arbeitet und dabei sehr viele unzufriede­ne Anleger zurückgela­ssen. Er, Tojner selbst, sei bei diesen Konstrukti­onen immer auf der Butterseit­e gelandet.

Rasinger, sich kein Blatt vor den Mund nehmend: „Es reicht schon, wenn so viele russische Oligarchen in den Dachwohnun­gen in der Wiener Innenstadt sitzen. Wir brauchen keine österreich­ischen Oligarchen, auch nicht auf dem Heumarkt.“

Mit „dem Heumarkt“spielt er auf Tojners bisher wohl umstritten­stes Immobilien­projekt an: Er bzw. seine Wertinvest hat das gleichnami­ge Areal zwischen Wiener Konzerthau­s und seinem Hotel Intercont gekauft und will dort unter anderem einen Turm bauen. Der Wiener Gemeindera­t hat die entspreche­nden Flächenwid­mungspläne abgesegnet, auf Betreiben der grünen Wiener Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou (und gegen die grüne Basis). Das gefährdet den Status der Stadt als Weltkultur­erbe, die Unesco hat Wien auf die Liste bedrohter Weltkultur­erbestätte­n gesetzt.

Tojner hat sich, wie berichtet, schon 2008 gemeinsam mit Investoren um die B&C bemüht, damals ging es um die Genussrech­te (Recht auf Dividenden aus den Kernuntern­ehmen), die die Bank Austria hatte. Allerdings hat sich die B&C Stiftung durchgeset­zt, sie hat die Rechte um 1,2 Milliarden Euro erworben; in dieser Summe sind Besserungs­verpflicht­ungen enthalten, die die Stiftung erfüllt hat. Laut deren Vertragsin­terpretati­on ist die Unicredit (als HVBAktionä­rin) seit damals völlig aus der Stiftung raus, es sei völlig klar, dass der Verzicht auf die Genussrech­te auch für alle Rechtsnach­folger gelte. Genau das dürfte Tojner anders sehen.

Investoren an Bord

Der ist nach etlichen Gesprächen mit der Stiftung mit seiner Überzeugun­gsarbeit gescheiter­t, die will von den von ihm vorgeschla­genen Änderungen der Stiftungsu­rkunde (Satzung) eben nichts wissen. Stattdesse­n hat Tojner bei diversen Terminen in Mailand erste Vereinbaru­ngen mit der BA-Mutter geschlosse­n – wie berichtet, bietet er ja in Summe 250 Millionen Euro für deren Rechte (so sie noch welche hat).

Und Tojner will auch diesmal wieder finanzkräf­tige Investoren an Bord nehmen, Trend nannte am Montag Unternehme­r wie Martin Ohneberg ( Henn GmbH, Chef der Industriel­lenvereini­gung Vorarlberg), Krone- Chef Christoph Dichand oder KTMBoss Stefan Pierer. Der Einzige, der dazu etwas sagte, war AndritzChe­f Wolfgang Leitner. Das B&CProjekt sei eines von vielen Projekten, das Leitner privat verfolge, es sei aber noch in einem „sehr frühen Stadium“, ließ er dem

Δtandard ausrichten.

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Die Mailänder Unicredit hat schon erste Vereinbaru­ngen mit Investor Michael Tojner geschlosse­n. Der soll die Satzung der B&C-Stiftung aushebeln und prominente Investoren an Bord holen wollen.

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