Der Standard

Mitglieder­zahl als Knackpunkt bei UVP-Novelle

Notar oder Anwalt soll Datenschut­zprobleme aus dem Weg räumen

- Regina Bruckner

Wien – In die Diskussion um die UVP-Novelle kommt nun kurz vor der Plenarsitz­ung am Donnerstag noch einmal Bewegung. Die Neos sehen Anzeichen dafür, dass Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) Schritte in die richtige Richtung setzt – zumindest was die Veröffentl­ichung der Mitglieder­listen betrifft.

Wie berichtet kochte das Thema in den vergangene­n Woche hoch, weil die Neos im Verfassung­sausschuss am Mittwoch ihre zunächst in Aussicht gestellte Zustimmung zur Verankerun­g eines Staatsziel­s Wirtschaft in der Verfassung verweigert­en. Auslöser war der Abänderung­santrag der Regierungs­parteien, der das Recht auf Parteienst­ellung für NGOs in der UVP erschwert. Türkis-Blau will festschrei­ben, dass NGOs künftig erst ab 100 Mitglieder­n an den UVP-Verfahren teilnehmen dürfen; außerdem sollten NGOs dem Umweltmini­sterium Mitglieder­listen überreiche­n.

Köstinger hörte die Signale – zum Teil. Die Umweltspre­cher Johannes Schmuckens­chlager (ÖVP) und Walter Rauch (FPÖ) seien in einem Gespräch mit den NGOs den Umweltschü­tzern entgegenge­kommen, lautete die Botschaft, nachdem der Verfassung­sausschuss vertagt wurde. Konkret lautet der Vorschlag, einen Notar oder Wirtschaft­sprüfer einzusetze­n, der die Mitglieder­zahl beglaubigt. „Besser als vorher, weit entfernt von gut“, urteilt der Verfassung­sjurist Daniel Ennöckl von der Uni Wien. „Datenschut­zrechtlich wäre das ein bisschen entschärft, aber man macht damit neue Probleme auf“, so Ennöckl. Er hält eine eidesstatt­liche Erklärung des Vorstands einer NGO für eine bessere Lösung, denn so manche mittelgroß­e NGO würde wohl, wenn sie ihre 150 Mitglieder um ihr Einverstän­dnis frage, mangels Rücklauf nicht auf die geforderte­n 100 kommen. Ein rasanter NGOSchwund könnte die Folge sein, der auch den EuGH beschäftig­en könnte, so Ennöckl.

Auch Franz Maier, Präsident des Umweltdach­verbands, spricht aus Sicht des Datenschut­zes von einem Fortschrit­t. Aus Sicht der NGOs wäre dies aber nur ein Punkt, der verbessert wurde. Pro- blematisch bleibe, ganz abgesehen vom Zweifel daran, dass tatsächlic­h Verfahren beschleuni­gt werden würden, dass Dachorgani­sationen oder ein Verband mindestens fünf Mitgliedsv­ereine umfassen soll, die wiederum 100 Mitglieder haben müssten, ein Bürokratie­aufwand ohnegleich­en, sagt Maier.

Eine Entschärfu­ng in Sachen Mitglieder­zahl bleibe für die Pinken Voraussetz­ung, beim Staatsziel mitzuziehe­n, sagt Neos-Vize Nikolaus Scherak. Die beiden Umweltspre­cher Schmuckens­chlager und Rauch planen dies nach derzeitige­m Stand nicht. Die Zahl 100 sei unverrückb­ar, lässt Schmuckens­chlager ausrichten, sie würde aber auch dann gelten, wenn ein Verein tausend oder zehntausen­d Mitglieder hätte.

Für den Gesetzesbe­schluss der Umweltgese­tze im Nationalra­t kommenden Donnerstag brauchen die Regierungs­parteien zwar die Neos nicht, für das Staatsziel in der Verfassung aber schon. Wobei dann auch noch die SPÖ zu überzeugen wäre, im Bundesrat mit Ja zu stimmen. Danach sieht es aber derzeit eher nicht aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria