LESERSTIMMEN
Gehypte Coverstory
Betrifft: „Provokation als journalistische Methode“von Doris Priesching
der Standard, 23. 10. 2018 Ihre Logik betreffend Newsweek „classic“und Newsweek „light“erschließt sich nicht wirklich. Einerseits schreiben Sie korrekt, dass das US-Nachrichtenmagazin 2012 seine Druckausgabe einstellte und zwei Jahre später ein anderer Verlag unter diesem Titel einen Neustart wagte. Dennoch konstruieren Sie eine historische Kontinuität bei Coverporträts. Das geht nicht. Verkauft wurde hier kein funktionierendes Qualitätsmedium, sondern eine Marke. Das kennt man von zahlreichen Beispielen internationaler Konsumgüter – von der Mode bis zum Auto. Und auch dort sieht man oft genug, dass es nicht gelingt, die einst mit entsprechender Leistung unterlegten Markenversprechen weiter zu erfüllen.
Als langjähriger Mitarbeiter des „klassischen“Newsweek bin ich mir sicher, dass die aktuelle, in Österreich gehypte Coverstory über Bundeskanzler Sebastian Kurz so nicht ins Blatt gegangen wäre. Zu den Kriterien eines amerikanischen Qualitätsmagazins zählten damals unter anderem ein umfangreiches Fact-Checking-Department sowie erfahrende, gebildete Politikredakteure, die einen derart seichten, inkonsistenten Beitrag zurückgewiesen hätten. Reinhard Engel 1010 Wien
Gates’ Armutsbekämpfung
Betrifft: Bill Gates: „Es ist wichtig für die Welt, dass Europa großzügig bleibt“von Thomas Mayer
der Standard, 20. / 21. 10. 2018 Besten Dank für das Interview. Es zeigt uns deutlich, worum es der Gates-Stiftung geht. Es bedeutet, Armut zu bekämpfen im Sinne der Bildungsanhebung und der Implementierung von Gesundheitseinrichtungen unter bestmöglicher finanzieller Großzügigkeit. Das zeugt von Kolonialdenken und wird per se das Problem von Afrika nicht lösen können.
Worauf es den Menschen in Afrika ankommt, sind Perspektiven, ein menschenwürdiges Auskommen zu finden. Was diesen Menschen fehlt, sind Arbeitsplätze, um damit eine mögliche Basis für den Zugang zu Bildung, Gesundheit und natürlich Hungerstillung zu ermöglichen. Wenn Europa ernsthaft an einer Migrationsabnahme interessiert sein will, müsste es schon einen ganz anderen Ansatz wählen. Kurz gesagt: Europa müsste Produktionen in die Dritte Welt auslagern, um dort Arbeitsplätze zu schaffen, und vor Ort selbige reduzieren. Josef Friedrich Hofer,
4240 Freistadt