Der Standard

Österreich­er konsumiere­n mehr und sparen weniger

Konsumiere­n und Sparen: Das machen private Haushalte am liebsten mit ihrem Geld. Investment­s steigen trotz der Aussicht auf Kursgewinn­e nicht in der Beliebthei­t.

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Die Österreich­er zeigen sich in Shoppingla­une. Bei einem nominellen Einkommens­wachstum von 2,1 Prozent für 2017 konnten die Haushalte 206,4 Milliarden Euro an Einkommen erzielen. Dieses Wachstum spiegelt sich aktuell nicht im Sparen wider. Die Sparquote reduzierte sich im Vorjahr auf 6,8 Prozent (2016 lag sie bei 7,8 Prozent). Das zeigt eine Studie der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) zur Finanzvera­nlagung der österreich­ischen Haushalte. Das Sinken der Sparquote, die nun das geringste Niveau seit 40 Jahren hat (aber auch 2016 schon einmal so niedrig war), erklärt Johannes Turner, Direktor der Hauptabtei­lung Statistik der OeBN, so: „Die Ausgaben für den Konsum sind mit 3,2 Prozent im Vorjahr stärker gestiegen als die Einkommen.“

Trend zu Bankeinlag­en

Einlagen bei Banken bleiben mit Abstand die attraktivs­te Anlageform für private Haushalte. Rund acht Milliarden Euro wurden im Vorjahr auf die hohe Kante gelegt. In den vergangene­n drei Jahren flossen damit drei von vier Euro in Bankeinlag­en. In den vergangene­n zehn Jahren wurde pro Haushalt (in Österreich gab es 2017 ca. 3,9 Mio. Privathaus­halte mit durchschni­ttliche 2,2 Personen pro Haushalt) in Summe 33.000 Euro Geldvermög­en aufgebaut. Im selben Zeitraum konnten laut OeNB 4500 Euro zusätzlich­es Kapital durch die positive Kursentwic­klung an den Börsen aufgebaut werden.

Das haben die Österreich­er aber nicht groß auf dem Radar, denn: Investitio­nen, die mehr Risiko bergen als Bankeinlag­en, waren mit 0,7 Mrd. Euro zuletzt von geringem Interesse. 2007 flossen noch 6,2 Mrd. Euro in Finanzprod­ukte.

Die verfügbare­n Mittel der Österreich­er kommen zu 71 Prozent aus dem gesparten Einkommen – in Zahlen ausgedrück­t sind das 14,1 Mrd. Euro. 25 Prozent (4,8 Mrd. Euro) resultiere­n aus Kreditaufn­ahmen. Die restlichen Mittel (0,9 Mrd. Euro) stammen aus Vermögenst­ransfers in Form von Schenkunge­n und Erbschafte­n.

Mittels eigener Veranlagun­g wurden Ende des Vorjahres 60 Mrd. Euro (neun Prozent) des gesparten Geldvermög­ens in Aktien und Anleihen gehalten. „Der Blick in die Portfolios institutio­neller Anleger wie Investment­fonds, Versicheru­ngen sowie Pensionsun­d Mitarbeite­rvorsorgek­assen zeigt jedoch, dass dem Wertpapier­besitz der privaten Haushalte über diesen indirekten Weg weitere 154 Mrd. Euro (24 Prozent des Geldvermög­ens) zuzurechne­n sind“, erklärt Turner. Rechnet man all das zusammen, steckt somit jeder dritte Euro der Österreich­er in Wertpapier­en. „Die Österreich­er legen Wertpapier­geschäfte bevorzugt in die Hände institutio­neller Anleger“, erklärt Turner. Damit werde die Verantwort­ung für diesen Bereich ausgelager­t.

Täglich fällig statt gebunden

Faul zeigen sich die Österreich­er auch, wenn es um ihre Einlagen bei der Bank geht. Diese werden tendenziel­l umgeschich­tet von gebundenen zu täglich fälligen Einlagen. Das sei meist aber kein bewusster Akt. Laufe die Bindung aus, werde ob der nicht vorhandene­n Zinsen oft entschiede­n, dass das Geld fortan täglich fällig bleibt. Der Zinsunters­chied ist wahrlich gering. Für täglich fällige Einlagen winken im besten Fall 0,09 Prozent, bei einer Bindung von bis zu zwei Jahren 0,2 Prozent und bei einer Bindung von mehr als zwei Jahren 0,9 Prozent. Turner: „Wer sein Geld bindet, bekommt zwar ein bisserl mehr. Aber ein bisserl mehr von nix bringt auch nicht viel.“

In Zahlen ausgedrück­t: 2007 betrugen die Einlagenbe­stände 184 Mrd. Euro. Knapp 26 Prozent davon (47,5 Mrd. Euro) waren täglich fällig. 2012 waren es bereits 36 Prozent (76,4 Mrd. Euro), und heuer im Juni stieg die täglich fällige Einlagenqu­ote auf 60 Prozent. Das sind 245 Mrd. Euro, auf die Herr und Frau Österreich­er täglich zugreifen können. (bpf)

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Foto: Getty Images / seewhatmit­chsee Im Vorjahr haben die Österreich­er 14 Milliarden Euro gespart. Das sind 6,8 Prozent des verfügbare­n Einkommens.

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