Irritationen wegen FPÖ-Beziehungen
Es gibt wohl keine Region, in der Österreich so viel Einfluss hat, wie in Mittel- und Südosteuropa. Das hat einerseits mit der Geschichte zu tun, andererseits ist Österreich aber vor allem einer der größten Investoren. Österreichs Anteil in Bosnien-Herzegowina liegt sogar bei über 19 Prozent, in Kroatien bei über 20 Prozent, in Mazedonien bei über zwölf Prozent, in Serbien bei elf Prozent. Man erarbeitete sich zudem den Ruf eines fairen und transparenten Gegenübers. Viele wichtige Treffen und Verhandlungen fanden in Wien statt. Doch bereits vor dem Antritt der türkis-blauen Regierung begannen die Irritationen, weil die FPÖ einseitig bevorzugende Beziehungen zu prorussischen völkischen Nationalisten in Serbien und im bosnischen Landesteil Republika Srpska pflegt.
Bei der derzeitigen Debatte um einen möglichen Gebietstausch zwischen Serbien und dem Kosovo kommen aus Österreich höchst unterschiedliche Signale. Im August beim Forum Alpbach gab es durchaus Zustimmung von Kanzler Sebastian Kurz, EU-Kommissar Johannes Hahn und Präsident Alexander Van der Bellen, während sich Außenministerin Karin Kneissl kritisch zeigte.
Dies sorgte für Irritationen. So meint etwa Muamer Bećirović, Bezirksobmann der Jungen ÖVP im 15. Wiener Gemeindebezirk, wo viele Südosteuropäer leben: „Dass Hahn und Kurz dieser Idee nicht sofort eine Abfuhr erteilt haben, ist für die Westbalkanregion sehr gefährlich. Wenn die ethnischen Grenzen zwischen dem Kosovo und Serbien infrage gestellt werden, dann löst das einen Dominoeffekt aus, wo jede Ethnie ihre Grenzen infrage stellt, und das bedeutet letztlich nichts anderes als Krieg.“