Der Standard

Kreml betrachtet Wien als nützlich

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Die neue Regierung in Wien bereitet der russischen Führung kein Kopfzerbre­chen. Die Beteiligun­g der rechtspopu­listischen FPÖ ist für Russland durchaus angenehm. Denn die Partei unterhält seit vielen Jahren Beziehunge­n zum Kreml. Diese lassen sich selbst bis in die Zeit vor der Krim-Krise zurückverf­olgen.

Mit der Annexion der Krim hat die Bedeutung der FPÖ für den Kreml deutlich zugenommen. Damals reisten Johannes Hübner und Johann Gudenus für die Partei als Wahlbeobac­hter zum umstritten­en Referendum und bezeichnet­en anschließe­nd die internatio­nal nicht anerkannte Abstimmung als legitim. Ende 2016 wurden die freundscha­ftlichen Beziehunge­n dann auch formalisie­rt: Die FPÖ und die russische Regierungs­partei „Einiges Russland“unterzeich­neten ein Partnersch­aftsabkomm­en. Parteichef Heinz-Christian Strache flog dafür persönlich nach Moskau. Zusammenar­beit soll es unter anderem im Sinne der patriotisc­hen Erziehung geben.

Wladimir Putin selbst freilich hat die Bedeutung der FPÖ-Regierungs­beteiligun­g relativier­t. In einem Interview betonte er die traditione­ll guten Beziehunge­n beider Länder und lobte explizit den außenpolit­ischen Kurs der Regierung. Die russische Führung hat sehr wohl Österreich­s Bemühungen um eine Mittlerrol­le im Ost-West-Konflikt registrier­t.

Wiens Ambitionen werden im Kreml als nützlich zur Durchsetzu­ng der eigenen Politik erachtet. Die russische Presse berichtet daher auch gern von den sich häufenden Kurz-Visiten in Russland. Zugleich präsentier­en die Medien damit den Russen auch Österreich in einem vorteilhaf­teren Licht als andere EU-Länder – wie etwa Deutschlan­d.

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