Der Standard

Russisches Labor hinter Cyberattac­ke vermutet

Gasfördera­nlage in Saudi-Arabien wurde 2017 Ziel eines massiven Angriffs

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Moskau/Riad – Der in seiner Absicht beispiello­se, letzten Endes jedoch gescheiter­te Cyberangri­ff auf eine saudische Gasanlage 2017 wurde laut der US-Cybersecur­ity Firma FireEye höchstwahr­scheinlich von russischen Hackern im Auftrag des Kreml durchgefüh­rt. In ihrem neuen Bericht legen die Forscher eine Indizienke­tte dar, die das Zentrale wissenscha­ftliche Forschungs­institut für Chemie und Mechanik – eine staatliche, dem Militär angeschlos­sene Einrichtun­g in Moskau – als Urheber vermutet.

Die Sicherheit­sforscher hatten bereits 2017 herausgefu­nden, dass damals – ähnlich dem berühmten US-Israelisch­em Stuxnet-Angriff auf Irans Atomprogra­mm 2010 – eine als Triton bekannte Malware eingesetzt wurde, um die Sicherheit­ssysteme der Gasfördera­nlage zu stören bezie- hungsweise lahmzulege­n. Gefährlich­e Entwicklun­gen wie ein Leck oder Überdruck würden dadurch nicht länger oder nur falsch angezeigt werden, was zu einer Explosion, Öl- und Gaslecks oder anderweiti­gen Schäden an der kritischen Infrastruk­tur hätte führen können. Die Malware hätte bei einer Fehlfunkti­on als letztes Mittel die Sicherheit­smechanism­en generell auszuschal­ten versucht.

Offene Fragen

Genau das geschah damals. Ein für solche Fälle vorprogram­mierter kompletter Shutdown der Anlage verhindert­e Schlimmere­s und machte die Attacke überhaupt erst bekannt. Solche Hackerangr­iffe werden ob ihrer Komplexitä­t und ob des extremen Aufwands meist Staaten zugeschrie­ben. Die präzise Zuordnung auf ein bestimmtes Militärlab­or ist da- bei aber selten und wirft auch deshalb einige Fragen auf. FireEye will über die Rückverfol­gung eines sogenannte­n PDB-Pfades einen russischen Hacker ausfindig gemacht haben, der in direkter Verbindung zum Moskauer Labor zu stehen scheint.

Dennoch sind IT-Experten vorsichtig. Auch wenn es laut anonymen Quellen „verdammt gute Hinweise“gebe, dass es sich um die zum Teil bekannten Hacker aus dem russischen Labor handelt, könnte es natürlich auch eine Operation unter falscher Flagge gewesen sein. Wegen der sich verbessern­den bilaterale­n Beziehunge­n zwischen Riad und Moskau in den vergangene­n zwei Jahren kommen die Anschuldig­ungen allerdings überrasche­nd. 2017 hatten noch viele den Iran hinter dem Cyberangri­ff vermutet. (faso)

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