Voest kassiert Gewinnziele
So rund wie gewohnt läuft es bei Voestalpine derzeit nicht. Die Nachfrage der Autobauer lässt nach, die Kosten in amerikanischen Werken steigen, und in Texas hat es gebrannt.
Linz/Wien – Beim Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern Voestalpine läuft es derzeit in mehreren Bereichen nicht rund. Der internationale Handelsstreit, ein Nachfragerückgang in der Automobilindustrie, höhere Kosten beim Geschäftsausbau in Nordamerika sowie ein Brand in einer großen Anlage in Texas vermasseln dem Konzern die Jahresziele.
Für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2018/19 rechnet der Vorstand rund um Wolfgang Eder mit einem operativen Gewinn (Ebit) von etwas unter einer Milliarde Euro, teilte Voestalpine am Mittwoch mit. Bisher war ein Ebit ähnlich auf Rekordhöhe des Vorjahres von 1,18 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.
Investoren reagierten verschreckt, schickten die Voestalpine-Aktie auf Talfahrt. Die Papiere verloren zeitweise mehr als acht Prozent auf 30,44 Euro.
Auch die Halbjahreszahlen liegen unter den Erwartungen des Marktes. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 860,1 Millionen Euro und der Betriebsgewinn (Ebit) von 479,5 Millionen Euro drückten den Cash-Flow. Der Vorstand habe sich für die Gewinnwarnung entschieden, weil mehrere, kleinere Faktoren die Geschäftsentwicklung beeinflussen würden, sagte ein Sprecher. Bei der HBI-Anlage (Hot Briquetted Iron) in Texas sei es vorige Woche zu einem Gasrohrdefekt gekommen, der einen Brand auslöste. Das Werk musste daraufhin stillgelegt werden. Die Anlage solle am Donnerstag oder Freitag wieder hochgefahren werden. Zur Schadenshöhe wollte der Sprecher noch keine Angaben machen. Details wolle man mit den vollständigen Halbjahreszahlen am 7. November kommunizieren. In der HBI-Anlage wird Eisenschwamm aus Eisenerzpellets hergestellt – ein mit Roheisen vergleichbares Vormaterial für die Rohstahlerzeugung.
Höhere Kosten fielen unterdessen beim Hochfahren neuer Werke in Nordamerika für das Geschäft mit Automobilteilen an. In Europa wiederum trübt sich die Nachfrage in der Automobilbranche ein. Eder hatte erst kürzlich von einer Normalisierung der bislang hohen Nachfrage seitens der deutschen Premiumhersteller gesprochen. (Reuters, red)