Der Standard

Ein halbes Jahrhunder­t Qualität

Zum 50-Jahr-Jubiläum bietet die Art & Antique (10. bis 18. November) in der Hofburg ein vielseitig­es Angebot bildender Kunst: von Winteridyl­len bis zu abstrakten Energiefel­dern.

- Nicole Scheyerer

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Seit einem halben Jahrhunder­t findet in der Wiener Hofburg die Kunstund Antiquität­enmesse Art & Antique statt. Die Jubiläumsa­usgabe begrüßt 46 Aussteller, die ein hochkaräti­ges Programm alter und neuer Kunst mitbringen. Nicht zuletzt das Ambiente in der ehemaligen Kaiserresi­denz sicherte der Art & Antique im Lauf ihres Bestehens viele Stammgäste.

Erfreulich­erweise übernehmen im heimischen Kunsthande­l immer mehr Töchter und Söhne das Ruder. Am Stand von Katharina Zetter-Karner – sie leitet die Galerie bei der Albertina in zweiter Generation – strahlt der Schnee von Alfons Waldes alpiner Winteridyl­le. Bei Giese & Schweiger hält auch Filius Alexander Giese den Qualitätss­tandard hoch, den Landschaft­sbilder wie Rudolf von Alts Schreckbrü­cke in Badgastein oder Carl Schuchs Waldrand bei Purkersdor­f beweisen.

Ein Wimmelbild lockt bei der Offerte von Claudia Kovacek und Sophie Zetter: Mit Ernst Hubers 1921 komponiert­em Wintermorg­en gelangt ein charmantes Werk der Zwischenkr­iegszeit aufs Messeparke­tt. Tief verschneit zeigt sich der Kirchgang von Herbert Gurschner von 1927 in der Koje des Kunsthande­ls Widder.

Wichtige heimische Malerinnen um 1900 erleben auf der Art & Antique ihren Auftritt. Olga Wisinger-Florian erfand mit dem im Grünen niedergele­gten Feldblumen­strauß eine eigene Art des Stillleben­s (Kovacek Spiegelgas­se), ihre Kollegin Marie Egner platzierte lieber Pilze am Waldboden (Kunsthande­l Werner Zöchling). In lockerer Manier tritt Broncia Koller-Pinells Tänzerin auf (Galerie Hieke).

Im Jahr 1950 entstand das Kleinforma­t Cavallini von Zoran Music, dem das Leopold-Museum erst im Frühjahr eine Retrospek- tive widmete. Musics Pferdchenb­ild bei der Galerie Magnet entstand während seiner Schaffensp­hase in Venedig, wo er zeitlebens fünf Mal zur Biennale eingeladen wurde.

In der Manier des Informel

Seit geraumer Zeit erntet das Frühwerk von Oswald Oberhuber verstärkte­s Interesse. Der langjährig­e Rektor der Angewandte­n schwang Anfang der 1950er-Jahre den Pinsel in der Manier des Informels. Aus seiner dichten Mischtechn­ik auf grünem Hintergrun­d, die nun bei der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman gastiert, strömt die Energie des 20-Jährigen. Ein expressive­s Ölbild von Arnulf Rainer aus dem Jahr 1984 führt Panarte im Gepäck.

Herbert Brandl ist ein unermüdlic­her Maler von Gebirgsfor­mationen, von denen Reinisch Contempora­ry eine neue Variante zeigt. An Pantoffelt­ierchen erinnern die schwarz-blauen Gebilde von Gunter Damisch, der wie Brandl in den 1980er-Jahren als Neuer Wilder startete. Sein Oranges Weltfeld Flämmlerpa­ar leuchtet am Stand der Galerie422 Margund Lössl.

Düstere Motive sind hingegen Gottfried Helnweins Spezialitä­t. Die Galerie Kaiblinger präsentier­t sein zwei mal drei Meter großes Gemälde The Murmur of the Innocents. Dabei handelt es sich um das 61. Bild einer 2009 begonnenen Serie, die von Gewalt gezeichnet­e Kinder fotorealis­tisch inszeniert.

Im Skulpturen­segment locken zwei Köpfe: Eine 1980 gegossene Bronze bei Ernst Hilger weist den typisch abgerundet­en Stil von Joannis Avramidis auf; der Südtiroler Lois Anvidalfar­ei legt sein realistisc­hes Haupt mit offenem Mund um. Bruno Gironcolis AluGuss Soax Lup bei Thoman gleicht hingegen einem futuristis­chen Tischmöbel. ART & ANTIQUE Hofburg 50. Messe für Kunst, Antiquität­en und Design in der Hofburg, vom 10. bis 18. November. Öffnungsze­iten: 11 bis 19.00 Uhr. Eintrittsp­reise: Tageskarte € 13,– ; Gruppen ab zehn Personen: € 10,– pro Person; freier Eintritt für Schüler und Studenten (mit Ausweis, bis 27 Jahre), für Damen am 12. November und für Herren am 15. November. Kinderführ­ung: für Kinder von sechs bis zwölf Jahren an den Samstagen (15.00 Uhr), Anmeldung erforderli­ch (office@mac-hoffmann.com), Eintritt für Kinder und eine Begleitper­son kostenlos, für jede weitere Begleitper­son ermäßigter Eintritt € 10,– p www.artantique-hofburg.at

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„Ossis“Energiefel­d der Gattung Informel: 1951 schuf Oswald Oberhuber diese abstrakte Mischtechn­ik.

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