Der Standard

CRISPR für Großkonzer­ne

- Peter Illetschko

CRISPR/Cas9, besser bekannt als Gen-Schere, sorgt seit seiner Entdeckung im Jahr 2012 in mehrfacher Hinsicht für Furore: Die Methode, Gene aus der Erbinforma­tion der DNA zu schneiden, könnte die Heilung von Krankheite­n möglich und Pflanzen resistente­r machen – zum Beispiel gegen lange Hitzeperio­den, die ja längst Realität sind. Gleichzeit­ig ist die Sorge in der Öffentlich­keit, dass Eingriffe in das Genom zu Wildwüchse­n führen könnten, offenbar nur schwer zu zerstreuen: Was neu ist, macht auch Angst.

Wissenscha­fter betonen zwar, eine Anwendung in der Landwirtsc­haft sei unbedenkli­ch, dennoch stellte der Europäisch­e Gerichtsho­f im Juli jede Nutzung der Gen-Schere in diesem Zusammenha­ng unter eine strenge Gentechnik­verordnung. Das heißt: Es gilt, teure Verfahren zu durchlaufe­n, ehe ein Produkt auf den Markt kommen kann.

Dass sich nun spät, aber doch Wissenscha­fter an die Öffentlich­keit wenden, um dagegenzuh­alten, ist ein positives Signal. Die Hoffnung auf ein Einlenken konservati­ver Kräfte ist jedoch gering. Der Klimawande­l würde eine entspreche­nde Lockerung der restriktiv­en Haltung schon nötig machen. Letztlich ist die Anwendung von CRISPR ja nicht verboten, steht aber aufgrund aufwendige­r Züchtungen und kostspieli­ger Kontrollen wahrschein­lich nur Großkonzer­nen offen. Und dass diese nicht notwendige­rweise im Sinne der Konsumente­n arbeiten, ist bekannt.

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