Der Standard

Jenseitig von Schengen

- Wolfgang Weisgram

An Burgenland­s Grenzen herrscht zumindest Klarheit. Zusatztafe­ln an allen 60 Grenzübert­rittsstell­en klären auf, wie die Grenze gequert werden darf. An 36 Stellen ist das mit dem Pkw verboten. Bisher wurde es stillschwe­igend toleriert. Nach einer mehrfachen, massiven Anrainerbe­schwerde drohen nunmehr 2000 Euro Strafe.

Gäbe es Schengen noch – was aber mit der Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen weiterhin ausgehebel­t bleibt –, wäre diese Anrainerbe­schwerde eine bloß verkehrste­chnische Angelegenh­eit und kein Grenzfall. Und selbst als Grenzfall ließe sich dies mit einem lokalen Fahrverbot regeln. Stattdesse­n fährt man – dem Grenzkontr­ollgesetz entspreche­nd – dem kleinen Grenzverke­hr massiv in die Parade. In Wahrheit ging es eh nicht um diesen querulator­ischen Einzelfall, sondern ums Ganze: Man will Schengen diskrediti­eren.

Es mag schon sein, dass die Gefahr einer neuerliche­n Migrations­krise besteht. Einiges spricht dafür. Aber wenig spricht dafür, dass dies wieder an der ungarisch-österreich­ischen Grenze sein wird. Wozu hätte Viktor Orbán den Zaun gebaut, Sebastian Kurz die Balkanrout­e geschlosse­n?

Hemmende Grenzkontr­ollen an den großen Übergängen stören den Transitver­kehr der Wirtschaft und des Tourismus. Das ist lästig. Aber die kleinen Wege zu kappen bedeutet, Europa ans Leder zu wollen. Denn das findet sich – entgegen all der Rederei – nicht in Brüssel. Sondern zwischen, sagen wir: Nikitsch und Sopronköve­sd.

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