Der Standard

Kampf in CDU nach Merkels Rückzug

Kanzlerin gibt im Dezember Parteivors­itz ab, mehrere mögliche Nachfolger im Rennen

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Berlin – Was Angela Merkel vorhat, ist nicht nur ein Abschied auf Raten – zunächst im Dezember vom CDU-Parteivors­itz und 2021 dann auch vom Amt der deutschen Bundeskanz­lerin –, sondern ein kompletter Rückzug aus der Politik. Das machte die 64-Jährige, die seit 18 Jahren Parteivors­itzende – damals noch in der Opposition – und seit 2005 auch Regierungs­chefin ist, am Montag eindeutig klar: „Die vierte Amtszeit ist meine letzte als Bundeskanz­lerin der Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, sagte Merkel – und fügte auch hinzu, dass sie kein anderes politische­s Amt mehr anstrebe, auch nicht in der Europäisch­en Union.

Merkel begründete ihre Entscheidu­ng mit den schwachen Ergebnisse­n der Landtagswa­hlen in Hessen am Sonntag und in Bayern vor zwei Wochen, bei denen die Union (CDU und CSU) stark verloren hatte – aber auch mit den Problemen in der großen Koalition mit den Sozialdemo­kraten in Berlin. „Das Bild, das die Regierung abgibt, ist inakzeptab­el“, gab Merkel zu. Wegen der dauernden Auseinande­rsetzungen habe die Sacharbeit keine Chance, wahrgenomm­en zu werden.

Die Koalitions­partnerin der Kanzlerin, SPD-Chefin Andrea Nahles, würdigte in einer ersten Reaktion Merkels jahrelange Arbeit an der Spitze der CDU als „außerorden­tliche Leistung“, die Union müsse ihr zu Dank verpflicht­et sein.

Schon in den vergangene­n Tagen und Wochen hatten sich potenziell­e Nachfolger Merkels an der Spitze der CDU ins Gespräch gebracht – oder bringen lassen. Am Montag machten dann gleich mehrere ihr Interesse an der Parteiführ­ung mehr oder weniger offiziell: zunächst Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Gesundheit­sminister Jens Spahn, aber auch Merkels Langzeitko­ntrahent Friedrich Merz und der Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, Armin La- schet. Die Entscheidu­ng fällt formell im Rahmen des CDU-Bundespart­eitags am 7. und 8. Dezember in Hamburg. Merkel hatte für sich selbst – erklärte sie am Montag – schon vor der parlamenta­rischen Sommerpaus­e beschlosse­n, sich nicht mehr um den Parteivors­itz zu bewerben. Durch das Wahlergebn­is in Hessen habe sie den Zeitpunkt der Ankündigun­g vorgezogen.

In dem mitteldeut­schen Bundesland kann Schwarz-Grün trotz Verlusten der CDU weiterregi­eren, möglich wird das durch ein sattes Plus bei den Grünen. (red)

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Die Raute, Angela Merkels Markenzeic­hen, wird ab Dezember seltener und ab 2021 im deutschen Kanzleramt nicht mehr zu sehen sein.

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