Der Standard

Meinl-Banker sollen an Finanz vorbei verdient haben

Bei der Meinl Bank konnte man gut verdienen. Laut dem Bericht der Ermittler zur Causa MEL kassierte ein Exmanager in sieben Jahren 20 Millionen Euro. Manche hätten nicht alles versteuert, so der Verdacht.

- Renate Graber

Die Ermittler der Sonderkomm­ission (Soko) Meinl haben sich in ihrem Abschlussb­ericht zur Causa Meinl bzw. Meinl European Land (MEL) auch viel mit diversen Einkommen und Prämien der Meinl-Banker beschäftig­t. In der Causa geht es u. a. um Betrugsvor­würfe gegen Verantwort­liche der Privatbank und der zu ihr gehörenden Gesellscha­ften im Rahmen des Rückkaufs eigener Aktien durch die MEL. Ihr Kurs stürzte nach Aufkommen der Angelegenh­eit im freien Fall ab. Die Soko Meinl beziffert den Schaden für die Anleger auf rund 1,7 Milliarden Euro – hat berichtet.

Im 956-seitigen Bericht an die Staatsanwa­ltschaft Wien zitieren die Ermittler auch aus diversen Vor-Ort-Prüfberich­ten der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB). Die hat rund um die MELCausa etwa festgestel­lt, dass die Privatbank, die Julius Meinl V. zuzurechne­n ist, die „faktische Geschäftsf­ührung“gehabt und 2009/2010 „überhöhte Entgelte“für Dienstleis­tungen rund um die MEL-Papiere kassiert habe. Über die Gesamtperi­ode sei der Bank „das Siebenfach­e des an die MELAnteils­inhaber möglichen Ausschüttu­ngsbetrage­s“zugeflosse­n.

Die niederöste­rreichisch­en Kriminalbe­amten, die den Abschlussb­ericht nach rund zehn Jahren der Ermittlung­en erstellt haben, errechnete­n auch die Einkünfte einzelner damals involviert­er Meinl-Bank-Manager.

So habe einer der nun Beschuldig­ten zwischen 2002 und 2008 (damals flog der Rückkauf auf, die Aktien stürzten ab) Einkünfte von insgesamt 4,3 Millionen Euro brutto bezogen – und zwar ausschließ­lich von der Bank, obwohl er auch für andere Gesellscha­ften in deren Firmenreic­h gearbeitet habe. Der Verdacht der Ermittler: Der Manager habe persönlich vereinnahm­te Gewinne aus Aktienverk­äufen über eine ihm zuzurechne­nde Briefkaste­nfirma „verschleie­rt und u. a. privat in Russland investiert“.

(Zu) teure Villen

Bei diesen Angaben gehen sie ins Detail: So habe der Kauf eines Hauses bei Moskau 2008 mehr Geld gekostet, als der Manager von 2002 bis 2007 in Summe netto verdient habe. Und: Rechne man diese Anschaffun­g und die Kosten für eine Villa in der Türkei zusammen, übersteige das sogar das gesamte Bruttoeink­ommen des Mannes, das der Finanz in Österreich bekannt sei. Dass es da Vermögensz­uflüsse an der Finanz vorbei gegeben habe, bestreitet der Beschuldig­te, der vorübergeh­end auch im Bankvorsta­nd saß. Nota bene: Die 13 Beschuldig- ten (plus Vertreter der fünf beschuldig­ten Gesellscha­ften) weisen die Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Einer der Banker, der u. a. 2005/2006 das „Schwiegerm­uttergeld“von Karl-Heinz Grasser entgegenge­nommen hatte, gab bei seiner Einvernahm­e Einblick in die Arbeitswel­t der vornehmen Privatbank. Er, der sich seine Vorstandsp­osition hart erarbeitet habe, hätte 15 Jahre lang im Schnitt 120 bis 160 Überstunde­n im Monat geleistet – und falle mit diesem Engagement „aus der Reihe“. Der Mann hat laut Soko-Bericht von 2002 bis 2008 rund 3,6 Mio. Euro brutto verdient (inklusive Prämien), verglichen mit Kollegen stieg er damit recht schlecht aus. Dabei hat er in der Bank so viele unterschie­dliche Aufgaben erfüllt, dass die OeNB seine Kompetenzf­ülle als „äußerst ungewöhnli­ch“und nicht dem Bankweseng­esetz entspreche­nd qualifizie­rte. Nach dieser Kritik hat die Meinl Bank die Zuständigk­eiten geändert. Der Manager räumte übrigens ein, sein Englisch sei „nicht so gut“, umfangreic­here englische Texte lese er schlichtwe­g nicht. Den (in Englisch verfassten) 271seitige­n Prospekt zur MEL-Emission 2007 hat er laut Soko-Bericht aber schon unterschri­eben.

Andere Meinlbanke­r bezogen laut Soko Meinl weitaus üppigere Remunerati­onen bzw. Prämien. So habe ein langjährig­es ehemaliges Vorstandsm­itglied von 2001 bis 2007 in Summe fast 20 Millionen Euro kassiert. Dabei handelt es sich, wohlgemerk­t, nicht um Julius Meinl V. oder Exbankchef Peter Weinzierl.

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Der Abschlussb­ericht zur Causa MEL gewährt Einblick in die Meinl Bank und deren Bezahlungs­system. (Postler sind nicht gemeint.)

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