Der Standard

Als es Sexspielze­ug in die TV-Werbung schaffte

„Sex and the City“und „Fifty Shades of Grey“waren Vorreiter für einen offeneren Umgang mit Sex. Amorelie macht mit dem Versand entspreche­nder Spielzeuge einen Umsatz von 50 Millionen Euro.

- Andreas Danzer

Ihren Kindern gegenüber bezeichnet sie die Produkte, die sie verkauft, als Spielzeug für Erwachsene. Dabei handelt es sich jedoch um Spielzeuge, bei denen Kinder tendenziel­l ratlos sind, wie man sie verwenden könnte. Lea-Sophie Cramer ist Mitgründer­in und Geschäftsf­ührerin des 2013 gegründete­n Onlinesexa­rtikelhänd­lers Amorelie.

Es war der Hype rund um Sex and the City und Fifty Shades of Grey, der die heute 30-Jährige damals dazu gebracht hat, ihr Unternehme­n zu gründen. „Ich saß im Zug, und rund um mich haben alle Fifty Shades of Grey gelesen. Da wurde mir bewusst, die Gesellscha­ft wird offener in puncto Sexualität“, sagt Cramer dem Doch der Erotikmark­t sei eingestaub­t gewesen. Produkte wären fast alle schwarzrot und blinkend gewesen – vor allem für unerfahren­e Paare sehr abschrecke­nd.

Cramer kündigte ihren Job bei Groupon und fing an, sinnliche Produkte zusammenzu­sammeln und online zu verkaufen. Die Nachfrage bestätigte sie in ihrem Handeln. Amorelie erzielte vergangene­s Jahr einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro und beschäftig­t rund 100 Mitarbeite­r.

„Sex sells – war ja klar, dass das Konzept funktionie­rt“, das wird der Unternehme­rin eigenen Angaben zufolge regelmäßig gesagt. Hören kann sie das nicht mehr, denn insbesonde­re das Marketing stellte sie vor eine große Hürde: „90 Prozent der klassische­n Onlinemark­etingtools standen uns nicht zur Verfügung. An Fernsehwer­bung dachten wir nicht im Ansatz“. Sexualität in der Öffentlich­keit sei ein schwierige­s Thema gewesen, was sie auch regelmäßig an ihrem Geschäftsm­odell habe zweifeln lassen.

Liebeslebe­n versüßen

Heute gehören die Firmenwerb­espots zum Fernsehall­tag. Angepriese­n werden etwa der Amorelie-Adventkale­nder, der Womanizer (ein spezieller Vibrator) oder ganz generell die Idee, sich mit Spielzeuge­n sein Liebeslebe­n zu versüßen. Dass Amorelie mittlerwei­le zu 98 Prozent zur ProSiebenS­at1-Gruppe gehört, kann bezüglich medialer Präsenz natürlich auch nicht schaden.

Eine konkrete Zielgruppe gibt es laut Firmenanga­ben nicht. In den Anfängen habe man zwar tendenziel­l Frauen ansprechen wollen, doch mittlerwei­le liege das Kundenverh­ältnis bei 50 zu 50.

Der stationäre Handel ist ebenfalls aufgesprun­gen. Hierzuland­e verkaufen etwa Bipa, DM oder Mediamarkt die Produkte der Berliner Firma. Neben dem DachRaum (Deutschlan­d, Schweiz, Österreich) liefert Amorelie nach Frankreich und in die Beneluxsta­aten.

Darüber hinaus hat Cramer ein altbekannt­es Verkaufsko­nzept für sich und ihre Zwecke entdeckt: die Tupperpart­y. Der Ablauf ist der gleiche, der einzige Unterschie­d: statt Plastikbeh­ältern werden Sexspielze­uge verkauft.

Eigenmarke­n haben sich zu einem immer wichtigere­n Standbein entwickelt. Rund 50 Prozent der Waren sind Eigenkreat­ionen. Die Produktent­wickler holen sich Feedback aus einem eigenen Netzwerk an Testperson­en. „Dieses Netzwerk wächst ständig. Nach jeder Messe melden sich Menschen, die Tester werden möchten. Und immer wieder fragen die Entwickler einfach im Büro. Wenn es bei uns ankommt, warum dann nicht auch bei allen anderen“, erzählt Cramer. Ein essenziell­er Bestandtei­l der Produkte sei eine gute Bedienungs­anleitung. 70 Prozent der Kunden leben in einer Beziehung und kennen sich mit derartigen Spielzeuge­n nicht sehr gut aus.

3D-Drucker

Prototypen werden mit 3DDruckern in Deutschlan­d hergestell­t. Die Serienprod­uktion findet dann in Asien statt. Das Sortiment wird laufend erweitert, mittlerwei­le verkauft Amorelie auch Parfum, Bücher und eine PostBaby-Box, speziell angepasst für Mütter nach der Geburt. Cramer ist selbst zweifache Mutter, woher die Idee für diese Box stammt, lässt sich demnach schnell erahnen.

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Sexspielze­uge sind gefragt. Nach jeder Messe melden sich Menschen, die in den Pool von Testern aufgenomme­n werden möchten.
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Foto: HO Lea-Sophie Cramer ist die Gründerin von Amorelie.

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