Der Standard

Opposition will harte Strafen für Wahlkosten­sünder

Die ÖVP hat für den Nationalra­tswahlkamp­f fast doppelt so viel Geld ausgegeben wie gesetzlich erlaubt. Die Opposition will Kostensünd­er deshalb härter bestrafen. Doch was nützt ein hohes Budget eigentlich?

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Seit bekannt wurde, dass die ÖVP im Nationalra­tswahlkamp­f 2017 mit 13 Millionen Euro fast doppelt so viel ausgegeben hat wie gesetzlich erlaubt, tobt die Opposition. SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda wirft der ÖVP-Spitze Lüge vor, da im Wahlkampf behauptet worden war, dass die Kostenober­grenze eingehalte­n werde. Die Neos wollen im Parlament demnächst einen Antrag einbringen, der drastische Strafen für die Verletzung des Wahlkampfk­ostenlimit­s vorsieht. Derzeit werden zehn bis 20 Prozent des Überschrei­tungsbetra­gs als Strafzahlu­ng fällig. Die Neos fordern 150 Prozent.

Die Liste Pilz spricht von einem „unfassbare­n Gesetzesbr­uch ohne Genierer“und fordert, dass der Rechnungsh­of uneingesch­ränkt die Parteifina­nzen prüfen kann. (red)

Sebastian Kurz hat nichts gegen strenge Regeln, sagt er. Gehe es nach ihm, könne man schon neue Begrenzung­en zur Wahlkampff­inanzierun­g einziehen. Noch besser sei es aber, erklärt der ÖVP-Chef, wenn die aktuellen Vorgaben befolgt würden: „Das Problem, das ich viel eher sehe, ist, dass die Regeln ja von vielen nicht eingehalte­n werden.“Das war im August 2017, mitten im Nationalra­tswahlkamp­f. Die damalige wie auch aktuelle Regelung: Jede Partei darf sieben Millionen Euro in den Wahlkampf investiere­n. Inzwischen weiß man, was die türkise Kampagne tatsächlic­h gekostet hat: knapp 13 Millionen Euro, fast das Doppelte also.

Geld bis zum Overflow

Auch die Freiheitli­chen liegen deutlich über der gesetzlich­en Grenze: 10,7 Millionen hat die Partei in ihre Vermarktun­g im Vorjahr gesteckt. Die SPÖ überschrei­tet das Limit mit 7,3 Millionen Euro nur leicht. Die Zahlen wurden von den Parteien selbst an den Rechnungsh­of übermittel­t. So sieht es das Parteienge­setz vor.

Die Opposition tobt, seit die Zahlen öffentlich wurden, und fordert härtere Strafen für politische Kostensünd­er. Doch was nützt das doppelte Budget? Was ist der Werbewert von sieben Millionen Euro? Und: Benötigt eine Partei einfach so viel Geld für einen guten Wahlkampf?

Wolfgang Rosam, PR-Stratege mit gutem Draht zu Sebastian Kurz, glaubt, es geht auch mit we- niger: „Mit sieben Millionen Euro kann man eine gute Kampagne machen“, sagt er. Es sei ein Irrtum, dass mehr Geld einen besseren Wahlkampf bedeute. „Irgendwann kommt es zu einem Overflow, dann erreicht man keine zusätzlich­en Menschen, denn zu viele Plakate übersättig­en.“

Rosam glaubt, dass gute Werbung überhaupt nur ein Viertel einer gelungenen Kampagne ausmache. „Am wichtigste­n sind klare Botschafte­n, TV-Auftritte und die Persönlich­keit des Spitzenkan­didaten.“Gut investiert sei das Geld der ÖVP in den gigantisch­en Wahlkampfa­uftakt von Kurz in der Stadthalle gewesen: „Das war sehr amerikanis­ch und für hiesige Verhältnis­se ungewöhnli­ch, aber die Funktionär­e waren begeistert und wurden mobilisier­t und somit zu Multiplika­toren. Das ist viel mehr Wert als die zehnte Plakatwell­e“, erklärt Rosam.

Etwas anders sieht das Lothar Lockl, Politikber­ater und Mastermind hinter der Kampagne von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen: „Natürlich ist mehr Budget ein extremer Vorteil – was Aufmerksam­keit betrifft, was Präsenz betrifft, wie viel Raum man in der Öffentlich­keit und in den Medien einnimmt.“Deshalb hält Lockl auch eine Obergrenze für wichtig. Schließlic­h könnten sich sonst reiche Unternehme­r – wie etwa einst Frank Stronach – einen Startvorte­il erkaufen. Oder ausländisc­he Investoren einen heimischen Kandidaten befördern. Gleichzeit­ig müsste es dennoch eine Mindestfin­anzierung geben, sodass auch Bewegungen außerhalb des klassische­n Parteiensp­ektrums Chancen haben.

Kurz habe beides genutzt: Die Strukturen der ÖVP und Spenden von Privatpers­onen, erklärt Lockl. „Der klassische Wahlkampf nach altem Stil ist tot. Durch die neuen Mischforme­n aus Parteienwa­hlkampf und Grassrootm­obilisieru­ng entstehen rechtliche Graubereic­he, die wir noch ausloten müssen“, sagt der Berater.

Überschrei­tung als Straftat

SPÖ, Neos und Liste Pilz haben bereits Ideen: Der pinke Klubchef Niki Scherak fordert einen Straftatbe­stand für überschrit­tene Wahlkampfk­osten. 150 Prozent des Überschrei­tungsbetra­gs sollen als Geldstrafe anfallen, finden die Neos. Im Fall der ÖVP wären das aktuell rund neun Millionen Euro. Die derzeitige Regelung sieht Strafen in der Höhe von zehn bis 20 Prozent des Betrags, mit dem überzogen wurde, vor.

„ÖVP und FPÖ haben das Gesetz gebrochen. Und jetzt sind sie noch nicht mal einsichtig, sondern ducken sich weg“, sagt Scherak. SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda wirft der ÖVPSpitze Lüge vor und pocht ebenfalls auf schärfere Sanktionen. Die Liste Pilz sieht in der Überschrei­tung der Wahlkampfk­osten einen „unfassbare­n Gesetzesbr­uch ohne Genierer“. ÖVP und FPÖ halten hingegen die Kostenaufs­tellung der SPÖ für unglaubwür­dig.

Israels Premier Benjamin Netanjahu wird im Oman freundlich empfangen, eine israelisch­e Ministerin twittert Fotos von ihrem Besuch in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, Al-Hayat meldet, dass Israel und die Hamas sich im Prinzip bereits auf eine längerfris­tige Gaza-Waffenruhe geeinigt haben – und das PLO-Zentralkom­itee in Ramallah stimmt dafür, seine vor 25 Jahren erfolgte Anerkennun­g des Staates Israel zu suspendier­en.

Die Aufregung darüber hält sich in Israel in Grenzen, und eben nicht nur, weil nicht sicher ist, ob Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas konkrete Schritte aus diesem nicht bindenden Beschluss ableitet. Die Welt hat sich weitergedr­eht, und der Versuch, sie anzuhalten, erscheint als eine hilflose Geste.

Was nicht heißen soll, dass der Hintergrun­d nicht ernst zu nehmen ist: der völlige Stillstand des ein Vierteljah­rhundert alten Oslo-Prozesses, der zu einem – wenngleich das Wort damals nicht ausgesproc­hen wurde – Palästinen­serstaat führen sollte. Aber ist die Abwicklung von Oslo wirklich eine Alternativ­e? Wenn die Palästinen­serführung jetzt, wie gefordert, tatsächlic­h die Sicherheit­szusammena­rbeit mit Israel einstellt, so bestraft sie nicht nur Israel, sondern gefährdet sich auch selbst. Es könnte sich eine Eigendynam­ik entwickeln, die zur völligen Auflösung der palästinen­sischen Selbstverw­altung führt: ein großes Problem für Israel, aber auch eine Tragödie für die Palästinen­ser.

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Sebastian Kurz nahm zum offizielle­n Wahlkampfa­uftakt 2017 Anleihe bei US-Politikern: Die ÖVP mietete die Wiener Stadthalle, tauchte sie in Türkis und füllte sie mit 10.000 Fans. Das frisst Budget.

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