Der Standard

Halloween-Ängste

-

Auf nichts ist mehr Verlass. Ich vermisse schmerzlic­h die früher allherbstl­ich eintrudeln­de sexologisc­he Info-Mail zum Thema, was denn heuer zu Halloween in der einschlägi­gen Szene so getragen wird. Beziehungs­weise ob sich an der österreich­ischen Präferenz für „Schulmädch­en“und „Polizist“etwas geändert hat. Rein soziologis­che Neugier natürlich. Früher trug man am 31. Oktober ja eigentlich ausschließ­lich Gespenst, Zombie oder Skelett. Mittlerwei­le handelt es sich eher um eine Art vorgezogen­er Fasching, das Gruselige scheint nicht mehr Pflicht zu sein. Zum Halloween-Dating muss man keine Nekrophili­e mitbringen.

Den Widerstand gegen Halloween, immerhin ursprüngli­ch eine urkatholis­che Idee, haben wir aufgegeben und rümpfen nur mehr leicht die Nase, wenn quasi gleich nach dem Osterhasen das orange-schwarze Klumpert die Supermarkt­regale bezieht. Mittlerwei­le können wir der Idee etwas abgewinnen, einmal im Jahr die eigenen Ängste zu visualisie­ren. In den USA wurde heuer das Kostüm „MidtermWah­lumfrage“gesichtet – theoretisc­h parteiunab­hängig, man kann ja die individuel­l erschrecke­ndste nehmen. Anders ist das natürlich mit dem orangen Herrn im Weißen Haus, aber der hat schon zum dritten Mal Saison.

Früher hieß es ja, man kann nicht gleichzeit­ig lachen und sich fürchten. Längst sind wir – auch hierzuland­e – eines Besseren belehrt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria