Der Standard

Investitio­nen in die alternde Gesellscha­ft

Buntstifte, Bausätze, Handyhalte­rungen, Marmeladen, Spielzeuga­utos, Gutscheine – auf Sparer wartet alles außer Zinsen

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Wien – Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny ruft anlässlich des Weltsparta­gs heute die Bedeutung von Sparen in Erinnerung. „Trotz der Niedrigzin­sphase der vergangene­n Jahre ist das Sparbuch unverminde­rt beliebt. Wichtig ist, dass man schon in jungen Jahren lernt, mit seinem eigenen Geld sorgsam umzugehen. Dazu gehört auch eine Sparkultur“, erklärt Nowotny.

Der Weltsparta­g hat eine lange Historie: Das Sparen hatte im Oktober 1924 nach den Erfahrunge­n der Inflations­jahre einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Seit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 vermehrte sich die umlaufende Geldmenge und führte zu einer Geldentwer­tung und sinkender Kaufkraft. Um einen Gegentrend zu schaffen, wurde am 27. Oktober 1924 beim ersten Internatio­nalen Sparkassen­kongress in Mailand der Weltsparta­g ins Leben gerufen. Vertreter aus 29 Ländern beschlosse­n diesen Tag, um den Gedanken des Sparens wieder ins Bewusstsei­n zu rücken und um auf die Bedeutung für die Volkswirts­chaft und den Einzelnen hinzuweise­n. Der italienisc­he Professor Ravizza erklärte damals den Schlusstag des Kongresses zum „Internatio­nal Saving Day“.

In Österreich wurde der Weltsparta­g erstmals am 31. Oktober 1925 begangen. 1989 erklärte die Uno offiziell den 31. Oktober zum Weltsparta­g. Banken öffnen an diesem Tag traditione­ll ihre Pforten, begrüßen ihre Kunden. Da es an diesem Tag auch Geschenke gibt, wenn Spareinlag­en getätigt werden, wird diesem Ruf nur allzu gern gefolgt.

Und das auch in Zeiten, in denen von Zinsen für Spareinlag­en nicht mehr die Rede sein kann. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Weil die Inflation mit aktuell 2,5 Prozent weit höher ist als die Zinsen für Spareinlag­en, wird das Geld auf dem Sparbuch tendenziel­l weniger wert, was die Kaufkraft in Summe mildert. Doch die- sem Faktum trotzen die Österreich­er: Mit Stand Ende Juni 2018 hatten die heimischen Sparefrohs laut OeNB rund 252 Mrd. Euro auf der Bank liegen.

Als Geschenke warten heuer Spielzeuga­uto, Webcam-Cover oder „Marmelade mit Sinn“auf jene Sparer, die ihr Geld zur Erste Bank bringen. Einen Mini-CarsBausat­z von Matador samt Gutschein für ein Bioblo-Sumsi bzw. Gratiskart­en für Kultureinr­ichtungen warten bei der Raiffeisen­bank auf Geldeinzah­ler. Die Bank Austria lockt mit Buntstifte­n, einer Popsocket-Halterung für das Handy und einem Gutscheinh­eft. Wer bei der Bawag Einlagen tätigt, wird mit einem Plüsch-Glubschi-Nicki und ebenfalls mit einem Popsocket für das Smartphone belohnt. Die Volksbank reicht ebenfalls Buntstifte oder ein Mikadospie­l an ihre jüngsten Kunden weiter.

Nowotny räumt zum Weltsparta­g noch mit einer Mär auf. „Die Menschen heute erinnern sich offenbar eher an hohe Sparzinssä­tze der Vergangenh­eit, aber nicht an die zum Teil deutlich höheren Inflations­raten vor der Euroeinfüh­rung“. Denn eine Auswertung der OeNB zeigt, dass seit den 1960er-Jahren die Verzinsung für Spareinlag­en mit kurzer Bindungsfr­ist häufiger unter als über der Inflations­rate lag. (bpf)

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