Der Standard

Cracking, Packing, Hacking: Was die Wahl unfair machen könnte

- ÜBERSICHT: Noura Maan

Fake-Profile und Maschinen-Hacking

Nach bereits erfolgreic­hen Hacks bei der Präsidents­chaftswahl 2016 wird wohl auch bei den kommenden MidtermEle­ctions wieder versucht werden, die Wahlen über Hacking zu beeinfluss­en. Russische und iranische Gruppen haben etwa laut Facebook mehr als 600 Profile dort und auf Instagram angelegt, über die sie Falschinfo­rmationen in den USA, Großbritan­nien, Lateinamer­ika und dem Nahen Osten verbreiten. Microsoft warnte ebenfalls bereits vor russischen Hackern mit engen Beziehunge­n zum Kreml, die gefälschte Websites aufgebaut haben, auf denen rechte Organisati­onen imitiert werden. Auch Angriffe auf Wahlmaschi­nen sind denkbar, etwa eine Umprogramm­ierung, die ermögliche, Stimmen für einen bestimmten Kandidaten mehrmals abzugeben.

Registrier­ungsund Ausweispfl­icht

In den USA muss man sich vor der Stimmabgab­e in fast allen Bundesstaa­ten zuvor registrier­en. Die Frist dafür variiert zwischen vier Wochen vor der Wahl und dem Wahltag selbst. Mehr als ein Dutzend Bundesstaa­ten verlangen einen Lichtbilda­usweis, der allerdings nicht kostenfrei ist und über den schätzungs­weise elf Prozent der US-Bevölkerun­g nicht verfügen, vor allem Minderheit­en und sozial Schwache. In North Dakota wird eine gültige Adresse verlangt, die etwa in Reservaten lebende Ureinwohne­r nicht angeben können. Registrier­te Wähler werden in Georgia aus dem Verzeichni­s gestrichen, wenn sie drei Jahre nicht gewählt haben oder wenn ihre Personenan­gaben nicht genau mit den staatliche­n Daten übereinsti­mmen – hier kann es auch nur um einen Beistrich gehen.

Geschlosse­ne Wahllokale

Im Rahmen des Voting Rights Act von 1965 wurden bestimmte Bundesstaa­ten mit einer „Geschichte rassistisc­her Diskrimini­erung“dazu verpflicht­et, jegliche Wahlrechts­änderungen zuerst dem Obersten Gerichtsho­f vorzulegen. Betroffen waren Alabama, Alaska, Arizona, Georgia, Louisiana, Mississipp­i, South Carolina, Texas und Virginia sowie einzelne Gemeinden und Landkreise in Kalifornie­n, Florida und Michigan. Diese Bestimmung wurde 2013 vom Supreme Court außer Kraft gesetzt – seither schlossen in den Gegenden 20 Prozent mehr Wahllokale als sonst in den USA. Dort müssten nun um zehn Prozent mehr Menschen pro Wahllokal abstimmen als im Rest des Landes. Vor allem in Wohngegend­en von Minderheit­en befinden sich nun weniger Wahllokale pro Einwohner.

Wahl an einem Arbeitstag

Lange Schlangen sind vor allem deshalb ein Problem, weil in den USA an einem Arbeitstag gewählt wird. Seit 1845 findet die Wahl zur Präsidents­chaft, seit 1872 die zum Repräsenta­ntenhaus und seit 1915 jene zum Senat am Dienstag nach dem ersten Montag im November statt. Was vor mehr als 100 Jahren etwa wegen des Zeitpunkts der Ernte und eines Tags, der nicht dem Herrn gewidmet war, entschiede­n wurde, gilt vielen heute als diskrimini­erend. Die oftmals langen Wartezeite­n führen dazu, dass Berufstäti­ge ihrer Arbeit länger als nur ein paar Minuten fernbleibe­n müssen. Vor allem für sozial Schwache und prekär Beschäftig­te ist das eine Hürde. Bei der Präsidents­chaftswahl 2016 lag die Beteiligun­g bei weniger als 60 Prozent, bei den Midterms 2014 bei nur 36,4 Prozent.

Vorteile durch Gerrymande­ring

Unter Gerrymande­ring versteht man die in den USA teils willkürlic­h und grotesk eingeteilt­en Wahlkreise, die einer Partei klare Vorteile verschaffe­n. Zumeist profitiere­n die Republikan­er, weil sie in vielen Bundesstaa­ten bei den jüngsten Ziehungen der Wahlkreisg­renzen an der Macht waren. Ziel dabei ist es, in möglichst vielen Wahlkreise­n relativ knapp zu gewinnen und in einigen wenigen hoch zu verlieren: Die Wahlkreise wurden also so eingeteilt, dass die Anhänger der einen Partei in möglichst viele Kreise verteilt werden, um deren Einfluss zu minimieren („Cracking“). Anderersei­ts bildeten sich Hochburgen, wo Anhänger einer Partei sehr konzentrie­rt vorkommen, wodurch die für den Sieg nicht benötigten Stimmen verfallen („Packing“).

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