Der Standard

US-Börsen schwächeln zu Midterms

- Bettina Pfluger

Zu Beginn der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump haben die Börsen gejubelt. Grund dafür waren hauptsächl­ich die Ankündigun­gen Trumps. Seine Steuerrefo­rm sollte den Unternehme­n Erleichter­ungen bringen, Vorschrift­en zur Finanzmark­tregulieru­ng (die Trump als zu straff befand) sollten rückgängig gemacht werden. Auch den Glass-Steagall Act wollte Trump wiedereinf­ühren, der besagt, dass das Wertpapier­geschäft klar vom Kreditund Einlagenge­schäft getrennt werden muss.

Es war der in Finanzkrei­sen so genannte „Trump-Trade“, der die Börsen euphorisch nach oben klettern ließ. Trump selbst hat die immer wieder auf neue Rekorde steigenden Aktienkurs­e immer auch als Beleg für seine gelungene Wirtschaft­spolitik gefeiert. Tatsächlic­h ist der US-Index S&P 500 seit dem Tag von Trumps Wahl am 8. November 2016 bis zum 29. Oktober 2018 – also bis knapp vor den Kongresswa­hlen – um 23 Prozent gestiegen. Damit lässt Trump seinen Vorgänger Barack Obama knapp hinter sich: Im vergleichb­aren Zeitraum (4. November 2008 bis 2. November 2010) stieg der Index in Obamas erster Amtszeit um rund 18 Prozent.

Trump-Trade ging Luft aus

Doch mit der Zeit mussten Anleger merken, dass den lautstarke­n Ankündigun­gen Trumps oft keine Taten folgen. Dem Trump-Trade ist im Frühjahr 2017 die Luft ausgegange­n. Damit einher ging damals die Erwartung von Analysten, dass die Volatilitä­t an den Märkten wieder zunehmen wird. Das haben die vergangene­n Monate gezeigt.

Und ausgerechn­et jetzt, wenige Tage vor den Midterm-Wahlen am 6. November, bei denen die Republikan­er (zu denen Trump gehört) die Mehrheit in mindestens einer Kongresska­mmer verlieren könnten, lassen die Börsen Trump im Stich. Der Oktober könnte den größ- ten monatliche­n Rückgang von Trumps Amtszeit mit sich bringen. „Der Markt dürfte bis Anfang November im Rückwärtsg­ang bleiben“, sagt die Investment­strategin Gail Dudack von der Dudack Research Group voraus.

Hintergrun­d für die Schwächeph­ase am US-Markt ist auch die Bilanzsais­on, die mit Enttäuschu­ng aufgenomme­n wird. Mehr noch, Unternehme­n wie Ca- terpillar, Ford und 3M haben erklärt, die von Trump eingeführt­en Zölle könnten ihr Wachstum belasten. Denn bei der Neuverhand­lung von US-Handelsabk­ommen und dem Handelskri­eg gegen China und Mexiko ist Trump seinen Ankündigun­gen treu geblieben. Diese Themen wurden rasch mit der Parole „America first“angegangen. Dass dabei auch die US-Unternehme­n und vor allem die US-Konsumente­n zu Leidtragen­den werden, hat der US-Präsident immer ausgeklamm­ert.

Befürchtun­gen und Zinspoliti­k

„Die Befürchtun­gen bezüglich der Zölle, derentwege­n wir uns den größten Teil des Jahres Sorgen machten, werden am Markt schließlic­h wahr“, sagt der Investment­stratege Kirk Hartman von Wells Fargo Asset Management.

Auch die Zinspoliti­k der US-Notenbank spielt eine Rolle. Trump hat in den vergangene­n Wochen seine Kritik an der Fed verschärft: Ihr Chef Jerome Powell und die Führungsri­ege der Fed hätten es mit den Zinserhöhu­ngen übertriebe­n. Die Kritik gipfelte in dem Vorwurf, die Währungshü­ter seien „verrückt“geworden. Die Notenbank hat zuletzt die Zinsen angehoben und steht weiteren Erhöhungen offen gegenüber. Trump befürchtet durch höhere Zinsen aber eine Abkühlung der Wirtschaft – was seinen Erfolg freilich weiter trüben würde. In einem Interview mit dem US-Sender Fox fasste Trump es zuletzt so zusammen: „Die größte Bedrohung für mich ist die Fed.“

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